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Ministerpräsidenten Ramush Haradinaj und die Folgen für das Kosovo

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Kleine Zeitung
Berichte Kosovo
Tausende Albaner protestierten jüngst in der Kosovo-Hauptstadt Prishtina gegen das Haager Tribunal. Grund für die Demonstration ist der erste Prozess gegen ehemalige Mitglieder der Freischärlerbewegung UCK in Den Haag. Die drei angeklagten Albaner sollen im Kosovo-Krieg mehr als 40 serbische und albanische Zivilisten entführt, misshandelt und einige von ihnen ermordet haben. Wegen ähnlicher Vorwürfe ist auch Ramush Haradinaj, der künftige Regierungschef des Kosovo, vom Haager Tribunal in Prishtina Mitte November einvernommen worden. Zu dieser Befragung sagt Haradinaj:

„Ich habe bestätigt, dass ich während des Krieges weder Verbrechen begangen habe noch in Verbrechen verwickelt war. Ich war von vielen Soldaten, von einer mächtigen Kriegsmaschinerie eingekesselt, und ich habe meine Pflicht als Bürger erfüllt und meine Familie und meine Gesellschaft verteidigt und für die Freiheit gekämpft.“

Haradinaj rechnet nach eigenen Worten nicht mit einer Anklage, doch sollte es dazu kommen, sei er bereit sich zu stellen. Trotzdem könnte allein eine Anklage gegen Haradinaj Unruhen wie im März auslösen . zumal Serbien seit mehr als einem Jahr keine Angeklagten ausgeliefert hat, die im Kosovo weit schlimmerer Verbrechen beschuldigt werden als Ramush Haradinaj. Damals richtete sich der Zorn der Albaner gegen die Serben und die UNO-Verwaltung UNMIK, die als ineffzient und korrupt empfunden wurde. Diese Gefühle bestehen noch, und ein Auslöser für neue Unruhen könnte der Fall Ramush Haradinaj sein. Er wurde im Kosovo-Krieg zum Helden und anschließend Politiker. Im Kampf gegen die Serben verlor er zwei Brüder. Sein dritter Bruder Daut sitzt in Prishtina im Gefängnis. Er wurde zu fünf Jahren verurteilt, weil er an der Entführung und Ermordung von Serben beteiligt war. Dem 36-jährigen Ramush Haradinaj schadete das nicht. Bei der Parlamentswahl im Oktober belegte seine Partei AAK den dritten Platz. Mit der stärksten Kraft, der Partei von Präsident Ibrahim Rugova, und zwei Parteien nationaler Minderheiten, wird Haradinaj nun die Regierung bilden. Beschleunigen will er die Rückkehr vertriebener Serben.

Bei den Albaner könnte Haradinaj als ehemaliger UCK-Kommandant über genügend Autorität verfügen, um tatsächlich eine Aussöhnung mit den Serben einzuleiten. Doch die Serben haben nicht nur die Parlamentswahl boykottiert, sondern auch massive Vorbehalte gegen Haradinaj, den sie als Terroristen und Mafia-Boss bezeichnen. Ob die serbischen Abgeordneten daher überhaupt ihre Mandate und die zwei ihnen zustehenden Ministerposten annehmen, ist mehr als fraglich. Massive Bedenken haben auch einzelne EU-Mitglieder geäußert. Haradinaj wird es daher schwer haben Vertrauen aufzubauen, wenn ihm das Haager Tribunal dazu überhaupt Gelegenheit gibt.

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