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Letztes Urteil gegen Haradinaj im Haager Tribunal

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Berichte Kosovo


Ein Gericht des Haager Tribunals fällt heute das endgültige Urteil gegen den Kosovo-Albaner Ramush Haradinaj. Haradinaj war im Kosovo-Krieg der NATO einer der Kommandanten der Freischärlerbewegung UCK und 2005 kurzzeitig Ministerpräsident des Kosovo. Die Anklage fordert 20 Jahre Haft für Haradinaj und weitere zwei mitangeklagte Kosovo-Albaner. Das Verfahren in Den Haag dauert bereits sieben Jahre, warum so lange, berichtet aus Belgrad unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Der Prozess gegen den 44-jährigen Ramush Haradinaj ist das erste Verfahren, das vor dem Haager Tribunal wiederholt worden ist. Der erste Prozess endete 2008 mit einem Freispruch – auch wegen eines Mangels an aussagewilligen Zeugen wie es die Richter formulierten. Im August 2011 begann das zweite Verfahren, doch wurde die Anklage gegen Haradinaj und die zwei Mitangeklagten auf sechs Anklagepunkte eingeschränkt. Dabei geht es um Folter und Mord an acht Personen in einem Lager der UCK im Kosovo. Zwei der Opfer sind Serben, die übrigen Albaner und Roma, die die UCK als Kollaborateure betrachtete. Auch im zweiten Prozess hatte das Gericht Probleme mit zwei Kronzeugen; einer ließ sich lieber vom Tribunal zu zwei Monaten Haft verurteilen als auszusagen; der andere sagte nur unter extremen Sicherheitsvorkehrungen aus. In Belgrad erklärte der Chefankläger für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, beim Haradinaj-Fall seien 19 mögliche Zeugen ermordet worden. Dies wies der Chefankläger des Tribunals, Serge Brammertz, bei einem Besuch in Belgrad zurück:

„Kein einziger Zeuge im Haradinaj-Fall, der durch mein Büro einvernommen wurde und auf der Zeugenliste gestanden hat oder ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde, ist ermordet worden. Die Personen, über die Vladimir Vukcevic spricht, sind mögliche Zeugen für angebliche Verbrechen, die Haradinaj angeblich begangen haben soll. Doch derartige Verbrechen haben keine Verbindung zum anhängigen Gerichtsverfahren.“

Doch diese Darstellung wird in Serbien nicht geglaubt; ein möglicher Freispruch Haradinajs wird daher in Serbien nur als weiterer Beweis für den parteiischen Charakter des Tribunals gewertet werden. Im Kosovo hofft man dagegen auf den Freispruch und Feiern für die Rückkehr von Ramush Haradinaj wurden in Pristina bereits vorbereitet.

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