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Die wirtschaftliche Lage im Kosovo

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Berichte Kosovo
Der Kosovo ist erst seit etwas mehr als zwei Jahren unabhängig von Serbien. Trotz seiner Jugend schleppt dieser Staat aber bereits sehr viele alte Stereotypen mit sich. Dazu zählen Korruption, Organisierte Kriminalität, Unordnung und Armut, denn die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch. All das ist im Kosovo mit seinen zwei Millionen Einwohnern vorhanden, doch es gibt auch durchaus positive Entwicklungen, und zwar sogar auf dem Gebiet der Wirtschaft. Diese Entwicklung hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz in Pristina verfolgt und ist dabei auch auf durchaus unerwartete Beispiele gestoßen; hier sein Bericht:

„Mein Name ist Laura Hartmann. Der Grund meines Anrufs ist folgender. Sie erhalten in den nächsten Tagen ein Schreiben ...

Die Stimme, die deutsche Kunden für deutsche Firmen wirbt, sitzt in einem Callcenter im Kosovo. „Claudia Hartmann“ ist ein Pseudonym, das eine Albanerin verwendet, um Kunden nicht zu verschrecken. Im Callcenter arbeiten 250 Rückkehrer aus Deutschland. Für sechseinhalb Stunden Arbeit pro Tag werden 350 Euro Netto pro Monat bezahlt. Bei oft westlichen Lebenshaltungskosten ist das sehr wenig. Daher haben Albaner oft zwei Berufe; hinzu kommt Hilfe durch die vielen Verwandten im Ausland. Produziert wird noch wenig im Kosovo; die vielen internationalen Organisationen sind daher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Um mehr ausländische Investoren anzuziehen, wird derzeit viel in die Infrastruktur investiert. Die Straßen werden spürbar besser, die Stromversorgung auch. Den Flughafen von Pristina soll bis Jahresende ein französisch-türkischen Konsortium übernehmen. Was das bedeutet erläutert Flughafendirektor Argon Mustafa so:

"Etwa 100 Millionen Euro werden investiert; damit wird eine sehr rasche Entwicklung des Flughafens möglich. Geplant sind der Bau eins neuen Terminals mit etwa 25.000 Quadratmeter Fläche sowie weitere Investitionen."

Doch es gibt auch tüchtige lokale Unternehmer. Einer von ihnen ist Ramiz Kelmendi. Er ist Generalimporteur vieler Marken und besitzt eine Handelskette. Seine ELKOS-Gruppe machte 2009 250 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt 1.600 Mitarbeiter. Abgesehen von der Erblast der serbischen Herrschaft nennt Ramiz Kelmendi noch einen anderen Faktor, der die Entwicklung hemmt:

"Unsere Kredite sind sehr teuer. Eine der besten Unternehmen des Kosovo muss 11 Prozent Zinsen zahlen, doch insgesamt erreicht der Zinssatz in der Wirtschaft bis zu 28 Prozent Zinsen pro Jahr. Diese sehr schwierigen Bedingungen für einen Kredit machen einen raschen wirtschaftlichen Fortschritt sehr schwierig in welcher Richtung auch immer."

Hinzu kommen die Standardprobleme Südosteuropas wie schlechte Verwaltung, Bürokratie und Korruption. Trotzdem sei der Kosovo für Investoren interessant, betont Kelmendi:

" Die Arbeitskräfte sind sehr jung, haben eine gute Qualität und sind sehr billig, das ist besonders wichtig, weil die Transportkosten immer höher werden. Unsere Regierung könnte gegenüber Investoren mehr tun, um zu zeigen, dass im Kosovo nicht alles schwarz ist, auch wenn es nicht so ist, wie wir und der Westen es gerne hätten, doch wir können uns nicht über Nacht ändern"

Kelmendi selbst will weiter kräftig investieren und in die Nachbarstaaten expandieren. Mit seiner Handelskette fördert er bewusst die Landwirtschaft des Kosovo. Ihre Entwicklung soll Arbeitsplätze schaffen und die hohe Importquote verringern.

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