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Albanien nach der Wahl noch ohne Ergebnis

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Berichte Kosovo
In Albanien gibt es auch fast 24 Stunden nach dem Ende der Parlamentswahl noch immer kein seriöses Ergebnis. Grund dafür ist das komplizierte Auszählungssystem. Bisher ist weniger als die Hälfte der 4.700 Wahlurnen ausgezählt, doch Hochrechnungen gibt es keine. Nach bisherigem Stand zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Sozialisten unter Edi Rama und dem konservativen Ministerpräsidenten Sali Berisha ab. Nicht bestätigt haben sich somit bisher Nachwahlbefragungen, die von einem klaren Sieg für Berisha gesprochen haben. Dagegen liegt eine vorläufige Bewertung der Wahlen durch internationale Beobachter bereits vor. Aus Tirana berichtet Christian Wehrschütz:

Etwa 500 internationale Beobachter von der OSZE über die NATO bis hin zum Europarat haben die Parlamentswahlen in Albanien überwacht. Die Hälfte der mehr als 4.000 Wahllokale haben die Beobachter besucht. Nach ihrer Einschätzung hat Albanien bei der Wahl deutliche Fortschritte gemacht. Das betrifft das neue Proportionalwahlrecht, die Registrierung der Wähler aber auch die Wahl selbst, die ruhig und friedlich verlief. Trotzdem gab und gibt es auch Mängel; sie betreffen die Durchführung der Wahl und das Wahlsystem. Dazu sagte der österreichische Wahlbeobachter Wolfgang Großruck:

" Es waren teilweise die Stempelkissen vertrocknet, und es hat dort und da etwas gefehlt; das waren eigentlich technische Mängel. Vom Wahlsystem selbst her, gibt es sicher einige Verbesserungsvorschläge. Beispielsweise gibt es kein mobiles Wählen, das heißt, Behinderte oder alte Personen, wenn sie wählen müssen, müssen sie in das Wahllokale kommen; es gibt keine Wahlkarten."

Kritisiert haben die internationalen Beobachter vor allem den Wahlkampf; dazu zählen das große Misstrauen zwischen den Parteien, die Politisierung der Verwaltung und die mangelnde Objektivität der Medien. Kritik übt Großruck aber auch an der Art der Auszählung:

"Ich habe sehr viele Wahlen beobachten, aber verzeihen Sie den Ausdruck, ich habe noch nie so ein verrücktes Zählsystem gesehen. Der Wille ist da und das Bestreben, es möglichst objektiv zu machen, aber hier ist glaube ich eindeutig über das Ziel geschossen worden."

Gezählt wird nicht in Wahllokalen, sondern in 66 Auszählungszentren, wobei jeder gezählt Stimmzettel gefilmt wird. Angesichts des Schneckentempos dürfte sicher noch ein Tag vergehen, ehe ein einigermaßen klares Ergebnis vorliegt.

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