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Interview mit dem Kosovo-Präsidenten Fatmir Sejdiu

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Berichte Kosovo
Im Kosovo finden heute Parlaments- und Lokalwahlen statt. Sie sind dieses Mal von besonderer internationaler Bedeutung, weil derzeit auch über den endgültigen völkerrechtlichen Status der Provinz verhandelt wird. Die Serben des Kosovo und Serbien sind strikt gegen die Unabhängigkeit, die von den knapp zwei Millionen Albanern gefordert wird. Verhandelt wird unter Vermittlung einer Trojka, die aus einem Amerikaner, einem Russen und einem Deutschen als Vertreter der EU besteht. Diese Trojka hat bis 10. Dezember der UNO, die den Kosovo gemeinsam mit der NATO verwaltet, einen Bericht vorzulegen. Der weitere Weg zur Lösung des Status ist jedoch noch nicht völlig geklärt. Darüber hat in Prishtina unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit dem Präsidenten des Kosovo gesprochen, hier sein Bericht:

Die triste Gesamtlage des Kosovo zeigt sich auch beim Interview mit Präsident Fatmir Sejdiu. So fällt während des Gesprächs kurzfristig der Strom aus, und Stromengpässe und Abschaltungen sind ein Problem, das alle Bewohner vor allem im Winter sehr hart trifft. Daher betont Sejdiu:

„Ohne wirtschaftliche Entwicklung kann es im Kosovo keine Demokratie geben, doch ohne Unabhängigkeit wird es weder Demokratie noch wirtschaftliche Entwicklung geben. Damit verbunden ist auch die Sicherheit der Bevölkerung, der Albaner und der Serben.“

Wenn der Status geklärt sei, könne der Kosovo internationale Kredite erhalten, und Investoren hätten ein viel sicheres Umfeld. Freie Wahlen, eine rasche Konstituierung des Parlaments und eine zügige Regierungsbildung sollen die Basis für die Unabhängigkeit schaffen, die aus Sicht der Albaner so rasch wie möglich kommen muss; Fatmir Sejdiu:

„Die Aufrechterhaltung des status quo ist sehr gefährlich, auch für die Einheit der EU aber auch für die Bevölkerung des Kosovo. Daher bestehen wir auf einer breiten Unterstützung. Sogar wenn einige Länder zögern, sollten die anderen voranschreiten und eine Lösung unterstützen. Wichtig ist, eine allgemeine Unterstützung zu haben, dann die Unabhängigkeit im Parlament zu erklären, der die Anerkennung durch die internationale Gemeinschaft folgen soll.“

Um diese breite Unterstützung wird innerhalb der EU noch gerungen, daher warten die Albaner noch zu. Sejdiu betont, dass die Anerkennung sofort nach der Ausrufung der Unabhängigkeit erfolgen müsse um Serbien und die Serben im Norden des Kosovo vor vollendete Tatsachen zu stellen:

„ Es gibt Probleme im Norden, weil es dort Parallelstrukturen gibt; sie werden von Belgrad genützt, das auch die Kosovo-Serben in Geißhelhaft hält. Daher muss mit der Unabhängigkeit und ihrer Anerkennung auch die territoriale Integrität respektiert werden. Es ist sehr gefährlich, wenn jemand die Abspaltung des Nordens aufs Tapet bringt; das würde nicht beim Kosovo halt machen, eine Kettenreaktion auslösen und die Stabilität der Region betreffen.“

Der Kosovo werde die Rechte alle Minderheiten achten; auch die Serben könnten sich bereits jetzt frei bewegen; Fatmir Sejdiu:

„ Ich habe Serben gesehen, die Restaurants besuchen, um Freunde zu treffen. Keiner wird ihnen etwas tun, doch serbische Politiker des Kosovo kommen mit Leibwächtern um zu zeigen, dass sie bedroht werden, obwohl sie das nicht sind. Sie können sich frei bewegen. Trotz aller Probleme hat der Kosovo viele Fortschritte gemacht. Es gibt zwei Gruppen von Serben; die politische Elite ist sich der Entwicklungen sehr wohl bewusst, doch einfache Bürger glauben das vielleicht nicht.“

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