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Vor Rugova-Begräbnis in Prishtina

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Berichte Kosovo
In Pristhina findet heute das Begräbnis von Ibrahim Rugova statt. Der 61-jährige Präsident der ehemaligen serbischen Unruheprovinz Kosovo starb vergangenen Samstag an Lungenkrebs. An der Trauerfeier und am Begräbnis nehmen Spitzenpolitiker aus aller Welt teil. Österreich ist durch Außenministerin Ursula Plassnik vertreten. Rugova war die Symbolfigur für das Unabhängigkeitsstreben der albanischen Bevölkerungsmehrheit des Kosovo. Die Provinz steht seit 1999 unter UNO-Verwaltung und wird militärisch von der Friedenstruppe KFOR kontrolliert. Die Unabhängigkeit hat Rugova nicht mehr erlebt; er starb drei Tage vor Beginn der Verhandlungen über den endgültigen Status des Kosovo. Die dafür zuständigen UNO-Vermittler, Martti Ahtisaari und Albert Rohan, sind heute ebenfalls in Prihstina. Zwar sind die Status-Gespräche nun auf Mitte Februar verschoben, trotzdem steht das Begräbnis mit seinem Symbolen deutlich im Zeichen des Unabhängigkeitsstrebens der Albaner berichtet aus Prishtina unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Die Beisetzungsfeierlichkeiten für Ibrahim Rugova beginnen zu Mittag mit einer Trauerfeier in einer Sporthalle. Anschließend findet das Begräbnis statt. Beigesetzt wird der verstorbene Präsident aber nicht auf dem städtischen Friedhof in Prishtina, sondern neben der Begräbnisstätte für die so genannten Märtyrer des Bürgerkrieges 1998/99. Diese Grabstätte besitzt für die Kosovo-Albaner hohen Symbolwert. Hier sind Mitglieder der Freischärlerarmee UCK begraben, die im Kampf gegen serbisches Streitkräfte und Sonderpolizei gefallen sind. Unterstrichen wird damit Rugovas Eintreten für die Unabhängigkeit, die der albanische Intellektuelle jedoch vor allem mit friedlichen Mitteln zu erreichen suchte. Symbolische Gesten setzte auch Serbien ein, um seinen Souveränitätsanspruch zu unterstreichen. So wurde etwa in der Botschaft in Wien ein Kondolenzbuch für Rugova aufgelegt, und der serbische Präsident Boris Tadic wollte ebenfalls am Begräbnis in Prishtina teilnehmen. Tadic begründete seine Absicht damit, dass er einem politischen Vertreter der Albaner seinen Respekt zollen wolle, sei doch der Kosovo serbisches Staatsgebiet. Tadics Teilnahme wurden von den Albanern abgelehnt und somit wird kein offizieller Vertreter Serbiens anwesend sein. Im Gegensatz dazu sind Albanien sowie drei Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien mit ihren Staatspräsidenten vertreten. Montenegro, das sich im April aus dem Staatenbund mit Serbien lösen will, entsendet seinen Regierungschef. Genutzt werden die Trauerfeierlichkeiten auch für die Sondierung der Lage im Kosovo nach Rugova. So ist der Beauftragte für die gemeinsame Außenpolitik der EU, Havier Solana, seit gestern in Prishtina; am Freitag wird er in Brüssel bereits mit den beiden UNO-Vermittlern Martti Ahtisaari und Albert Rohan über die Fortsetzung der Status-Verhandlungen sprechen. Um einen Erfolg dieser ohnehin sehr schwierigen Gespräche zu ermöglichen ist es wichtig, dass im Kosovo die Rugova-Nachfolge rasch geklärt wird. Der internationale Druck auf Rugovas Partei LDK ist daher groß. Zu den aussichtsreichsten Kandidaten zählt Rugovas Weggefährte, Nedzat Daci, der als Parlamentspräsident derzeit amtierender Präsident des Kosovo ist. Daci hat auch das Komitee geleitet, das die Trauerfeierlichkeiten organisierte; die Politik überschattet somit das heutige Begräbnis und das gilt auch für die triste Realität des Kosovo. Die gesamte Provinz hat neuerlich mit Stromengpässen zu kämpfen, und im serbischen dominierten Nordteil gibt es bei Temperaturen von minus 15 Grad Celsius jeweils vier Stunden keinen und dann nur jeweils zwei Stunden Strom. Denn auch sechs Jahre nach dem Kosovo-Krieg ist es weder der Regierung noch der internationalen Verwaltung gelungen, grundlegende Standards sicherzustellen, die in der EU eigentlich eine Selbstverständlichkeit sind.

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