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Serbische Kirche klagt vier Staaten Europas

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Der serbisch-orthodoxe Bischof des Kosovo, Artemije, hat vier europäische Staaten vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg geklagt. Artemije wirft Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Italien vor, serbische Kirchen und Klöster nicht vor der Zerstörung durch albanische Extremisten geschützt zu haben. Die Klage ist in der serbisch-orthodoxen Kirche nicht unumstritten berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Seit dem Ende des Kosovo Krieges im Sommer 1999 ist die internationale Friedenstruppe KFOR für die Sicherheit in der vorwiegend von Albanern bewohnten serbischen Provinz Kosovo verantwortlich. In dieser Zeit haben nach Angaben der serbisch-orthodoxen Kirche albanische Extremisten 150 Kirchen und Klöster beschädigt oder zerstört. Mehr als 30 davon wurden allein während der antiserbischen Ausschreitungen im März des Vorjahres von albanischen Demonstranten in Brand gesteckt oder auf andere Weise ruiniert. Weder die lokale albanische Polizei, noch Polizisten der UNO oder Soldaten der Friedenstruppe KFOR konnten oder wollten diese Zerstörungen verhindern. Daher hat nun der Bischof von Raska und Prizren, Artemije, Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte geklagt, weil diese Staaten bedeutende KFOR-Kontingente stellen. Gefordert wird Schadensersatz und eine Art Schmerzensgeld für die Ängste, die Priester und Mönche während der März-Unruhen auszustehen hatten. Zwar sind die Erfolgsaussichten der Klage fraglich, für Unmut sorgte sie bei den betroffenen Staaten zweifellos, und die Kirchenführung in Belgrad versuchte Artemije bisher vergeblich zu bewegen, die Klage zurückzuziehen. Verstärkt hat Artemije diesen Unmut noch dadurch, dass er eine Beteiligung der albanisch dominierten Übergangsinstitutionen des Kosovo am Wiederaufbau der im März zerstörten Kirchen ablehnte. Abgelehnt hat Artemije daher auch eine Finanzhilfe des Europarates für den Wiederaufbau. Nicht der Europarat oder die internationale Gemeinschaft, sondern nur die Kirche habe darüber zu entscheiden, welche Kirchen oder Klöster zuerst und von wem wiederaufgebaut würden, lautete die Begründung des Bischofs. Doch diese Forderung ist für UNMIK und KFOR im Kosovo nicht annehmbar, weil auch die Albaner noch nicht vergessen haben, wie viele Moscheen serbische Einheiten vor und während des Krieges zerstört haben. Daher erfordert der Wiederaufbau von Kirchen auch Absprachen mit der lokalen albanischen Bevölkerung und von der serbischen Kirche ein Fingerspitzengefühl, das oft fehlt. So kam es im Dezember zu einem Konflikt um den Wiederaufbau des Klosters Zociste, weil die Mönche den Wiederaufbau über das vereinbarte Ausmaß hinaus vorangetrieben hatten. Daher musste der österreichische KFOR-Kommandant den Rückbau anordnen, um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden. Das Kloster wurde während des Krieges vor fünf Jahren zerstört, weil Gerüchte aufgetaucht waren, es werde von serbischen Truppen als Waffenlager genutzt.

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