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Petersen übernimmt UNMIK im Kosovo

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Berichte Kosovo
In der ehemaligen serbischen Unruhe-Provinz Kosovo hat heute ein neuer Leiter der UNO-Verwaltung UNMIK seinen Dienst angetreten. Es ist dies der Däne Soren Jessen-Petersen. Jessen-Petersen ist bereits der fünfte UNO-Verwalter des Kosovo binnen fünf Jahren. Über seine Aufgaben berichtet aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Der 59-jährige Däne Soren Jessen-Petersen kann als Leiter der UNO-Verwaltung UNMIK mit keiner Schonfrist rechnen. Bereits im Oktober wird im Kosovo ein neues Parlament gewählt, und die serbische Minderheit will diese Wahlen auf Geheiß Belgrads boykottieren. Grund dafür ist, dass elementare Rechte wie Bewegungsfreiheit und persönliche Sicherheit nicht gewährleistet sind. Einen Beweis dafür lieferten Ausschreitungen albanischer Extremisten im März, bei denen mehr als 500 serbische Häuser und Kirchen zerstört wurden. 4000 Serben flohen und der Wiederaufbau ihrer Häuser geht nur schleppend voran. Hinzu kommt, dass von einer Rückkehr von Serbien, die nach dem NATO-Krieg vor fünf Jahren vertrieben wurden, nun kaum mehr die Rede ist. Serbien legte nach den Unruhen im März einen Plan zur Dezentralisierung des Kosovo vor, durch den die serbische Minderheit besser geschützt werden soll. Doch über den Plan wurde jedoch bisher noch nicht verhandelt. Das ist ein weiterer Grund, warum Belgrad für den Boykott der Parlamentswahlen durch die Kosovo-Serben ist.

Unzufrieden mit der UNO-Verwaltung ist auch die albanische Mehrheit, nur die Gründe sind andere. Die Albaner fordern immer vehementer die Unabhängigkeit, doch dazu sind die internationale Gemeinschaft und die UNO nach wie vor nicht bereit. Ihr Prinzip lautet nach wie vor Standards vor Status. Doch grundlegende demokratische, rechtsstaatliche und wirtschaftliche Standards sind auch fünf Jahre nach dem Ende des NATO-Krieges noch nicht gegeben. Dafür machen die knapp zwei Millionen Albaner immer stärker die UNMIK selbst verantwortlich. So wird die UNMIK, die der größte Arbeitgeber der Provinz ist, zunehmend als ineffiziente Organisation angesehen, die vor allem sich selbst verwaltet und deren Angehörige hohe Gehälter beziehen. Die Arbeitslosigkeit im Kosovo ist sehr hoch und vor allem junge Albaner sehen keine Perspektive. Daher richteten sich die Ausschreitungen im März auch nicht nur gegen die serbische Minderheit, sondern auch gegen die UNMIK, deren Fahrzeuge angezündet wurden.

Der neue UNMIK-Chef Soren Jessen-Petersen hat somit heute eine ausgesprochen schwierige Funktion übernommen, an der die meisten seiner vier Vorgänger gescheitert sind. Es waren dies ein Franzose, ein Däne, ein Deutscher und der Finne Harri Holkeri, der nach den März-Unruhen im Juni vorzeitig das Handtuch warf. Allein dieser rasche Wechsel zeigt, woran die UNMIK ebenfalls krankt. Denn der rasche Wechsel an der Führung ist für keine Institution gut, umso mehr, wen die zu lösende Aufgabe derart schwierig und entscheidend ist. Denn der ungeklärte Status des Kosovo ist ein Unruhefaktor für den gesamten Balkan und strahlt auch auf Serbien, Mazedonien und Albanien aus. Für die wirtschaftliche, politische und soziale Stabilisierung der Provinz, bringt der neue Chef der UNO-Verwaltung Soren Jessen-Petersen wenigstens ausreichend Balkan-Verfahrung mit. Der Rechtsanwalt und Journalist war bereits für den EU-Stabilitätspakt und für das Flüchtlingshochkommisariat der UNO lange Jahre am Balkan tätig. Außerdem war der 59-jährige Däne einige Monate EU-Sondergesandter in Mazedonien, wo er Erfahrungen mit der albanischen Frage am Balkan sammeln konnte. Diese Erfahrung wird Jessen-Petersen nun ausspielen müssen, soll er mehr werden als nur ein weitere Diplomat, der bei der Lösung des Kosovo-Problems ebenso wie seine Vorgänger gescheitert ist.

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