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Bischof von Prizren, Interview

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Berichte Kosovo
Im Kosovo ist die katholische Kirche die Kirche eine Minder-heit. Von den geschätzten 1,9 Millionen Bewohnern der Provinz sind nur etwa 60.000 katholisch, das entspricht etwa drei Prozent der Bevölkerung. Vom Krieg und seinen Folgen sind zwangsläufig auch die Katholiken dieser Provinz nicht ver-schont geblieben. Geleitet wird wie katholische Kirche im Kosovo vom Bischof in Prizren, Marko Sopi. Unser Korrespondent in Jugoslawien, Christian Wehrschütz, hat Bischof Sopi in Prizren besucht und mit ihm das folgende Interview geführt:

Die überwiegende Mehrheit der 60.000 Katholiken des Kosovo sind Albaner; hinzu kommen einige Roma-Familien und wenige Kroaten, die noch in der Provinz verblieben sind. Vom Krieg waren auch die katholischen Albaner betroffen, denn etwa die Hälfte der 60.000 Katholiken lebt in Djakovica, albanisch Gjakove. Gjakove liegt an der kosovarisch-albanischen Grenze, die der Untergrundarmee UCK als Rückzugsgebiet diente, ein Gebiet, in dem es auch zu beträchtlichen Greueltaten serbi-scher Einheiten kam. Die katholische Kirche hat in all diesen Auseinandersetzungen versucht, ein Faktor der Aussöhnung zu sein. Zur Lage der katholischen Kirche im Kosovo sagt der Bischof von Prizren, Marko Sopi:

„Wir können von keiner Diskriminierung sprechen, denn die katholische Kirche genießt im Kosovo ziemlich großen Respekt. Denn vor, während und nach dem Krieg versuchten wir immer, ein Faktor des Friedens und ein Bindeglied zu sein, um die Probleme friedlich zu lösen. Während des Krieges halfen wir überall so gut wir konnten; und die Hilfsmittel, die wir erhielten, verteilten wir vor allem dort, wo die Bevölkerung am meisten litt. Das stärkte die Akzeptanz der Kirche und deren Wertschätzung in der Gemeinde.“

Die drei Religionsgemeinschaften des Kosovo haben sich weit mehr als die Politiker um Aussöhnung bemüht. Doch der Einfluß der Kirchen auf die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit war gering, denn so Marko Sopi:

„Die Zusammenstöße waren vor allem politisch und nicht reli-giös bedingt. Daher konnten und können nicht nur wir Katholi-ken,, sondern auch die Orthodoxe Kirche und die Islamische Gemeinschaft nicht viel tun. Die Politiker können daher viel mehr tun, wenn sie eine gemeinsame Sprache finden. Doch unab-hängig davon versuchten und versuchen alle drei religiösen Gemeinschaften alles was in ihrer Macht steht, um die Lage zu entspannen und so rasch wie möglich eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Leben zu finden.“

Zufrieden ist Sopi mit der aktiven Teilnahme der Katholiken am Besuch der Heiligen Messe und der wachsenden Zahl an Kindern, die den Religionsunterricht besuchen, den die Geistlichen außerhalb der Schule abhalten. Derzeit verfügt die katholische Kirche im Kosovo über 35 Priester und 23 Pfarreien. Besonders betroffen war und ist die Kirche von der beträchtlichen Aus-wanderung, die auch ein Ergebnis der schwierigen wirtschaft-lichen Lage und des großen Kinderreichtums ist. Bischof Sopi:

„Die Bevölkerung des Kosovo ist sehr jung. Etwa 60 Prozent sind weniger als 30 Jahre alt. Dieser Alterspyramide ent-spricht auch die Kirche. Wir tun alles was wir können und erwarten, daß sich die Lage normalisiert, nicht zuletzt durch die Wirtschaftshilfe der internationalen Gemeinschaft. Es ist besser hier zu investieren und im Kosovo Arbeitsplätze zu schaffen. Denn ich glaube nicht, daß dann viele Kosovaren in andere Länder gehen werden, denn die Kosovaren lieben ihr Land.“

Der massiven Auswanderung trägt die Kirche auch dadurch Rechnung, daß sie die kosovarisch-katholische Diaspora durch acht Priester betreut. 60.000 albanischen Katholiken stehen so etwa 40.000 Katholiken gegenüber, die im Ausland leben und von der Kirche betreut werden. Bischof Marko Sopi:

„Etwa 40.000 katholische Kosovaren leben außerhalb des Kosovo, etwa in Kroatien, Slovenien, Österreich und Deutschland. N der Schweiz etwa haben wir mehr als 15.000 Katholiken aus dem Kosovo, einige leben auch in Italien und den USA. Diese Albaner suchten im Ausland Arbeit, ließen aber zunächst ihre Familien im Kosovo und bauten hier ihre Häuser. Erst wegen des Krieges gingen auch viele Familien ins Ausland. So leben heute etwa 60 Prozent der kosovarischen Kahtoliken im Kosovo und 40 Prozent als Diaspora im Ausland.“
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