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Im Kosovo ist es in den vergangenen Tagen neuerlich zu Gewalttaten und Unruhen gekommen. Bei einem Bombenanschlag in Pristina wurde ein Serbe getötet; und in der zwischen Albanern und Serben geteilten Stadt Kosovska-Mitrovica kam es zu Zusammenstößen zwischen protstierenden Serben und der Friedenstruppe KFOR. Fast zwei Jahre nach dem Ende des Kosovo-Krieges ist somit weder ein Ende der Gewalttaten noch eine politische Lösung in Sicht, die den völkerrechtlichen Status der Provinz endgültig regeln könnte. Aus Belgrad Christian Wehrschütz:

Die neuen Unruhen im Kosovo wurden am Mittwoch durch einen Bomben-anschlag im Zentrum von Pristina ausgelöst. Vor dem Gebäude, in dem die jugoslawische Vertretung im Kosovo untergebracht ist, wurde eine Autobombe mit 15 Kilogramm Dynamit ferngezündet. Bei dem Anschlag wurden ein Serbe getötet und 5 verletzt. Die Täter sind unbekannt, doch besteht kein Zweifel daran, daß der Anschlag von albanischen Extremisten verübt wurde. Ihr Ziel ist es, die in der Provinz verbliebenen Serben zur Auswanderung zu zwingen. Die in einigen Enklaven verbliebenen Serben müssen ebenso wie serbische Kirchen und Klöster von der Friedenstruppe KFOR geschützt werden. Die Bewegungs-freiheit dieser Bewohner ist praktisch nicht vorhanden. Der UNO-Sicherheitsrat hat den Anschlag verurteilt und die Albaner-Führer im Kosovo aufgefordert, mäßigend auf die Extremisten einzuwirken, ein Begehren, das kaum Ausicht auf Erfolg haben dürfte.

Die Unruhen in der geteilten Stadt Kosovoska Mitrovica wiederum begannen nur einen Tag später, nachdem die UNO-Verwaltung begonnen hatte, Zölle auf alle Waren einzuheben, die aus Serbien in den Kosovo kommen. Insgesamt wurden zwei Zolltarife eingeführt; der eine gilt für Alkohol, Zigaretten und Benzin, der andere für alle übrigen Waren mit Ausnahme von Obst, Gemüse und Mehl. Die UNO-Verwaltung will dadurch die das knappe Budget der Provinz verbessern, das weitgehend von der internationalen Staatengemeinschaft finanziert wird. Nach Angaben der UNO wurde die Führung in Belgrad schon vor Monaten von dieser Maßnahme informiert. Doch Belgrad bestreitet das; der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica kritisierte die Einführung der Zölle als einen Schritt, der als Beginn der staatlichen Souveränität für diese Region aufgefaßt werden könne. Formell gehört der Kosovo noch zu Jugoslawien, ob-wohl die Provinz unter internationaler Verwaltung steht. Gegen die Zölle pro-testierten auch die serbischen Bewohner in Kosovska Mitrovica. Bei Zusam-menstößen mit KFOR-Soldaten erlitt ein alter Mann einen Herzinfarkt und starb, mehrere Serben wurden beim Einsatz von Tränengas und Schockbomben ver-letzt. In Serbien selbst ist erstmals seit dem Sturz von Slobodan Milosevic mit der juristische Aufarbeitung des Kosovo-Krieges begonnen worden Zwei Albaner wurden von einem Gericht in Nis zu je 20 Jahren Haft verurteilt worden. Sie wurden wegen Terrorismus, dem Mord an 30 serbischen Zivilisten und wegen Vergewaltigung verurteilt. Doch auch die jugoslawischen Streit-kräfte haben erstmals Strafverfahren gegen Soldaten eingeleitet, denen Kriegsverbrechen im Kosovo angelastet werden. Einzelheiten der Verfahren sind nicht bekannt; sicher ist nur, daß auch diese Prozesse nicht dazu führen werden, daß die Kosovo-Albaner eine Rückkehr ihrer Provinz unter die Oberherrschaft Belgrads jemals akzeptieren werden.

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