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Interview mit OSZE-BotschafterKosovo

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Berichte Kosovo
Zu den vielen internationalen Organisationen, die sich im Kosovo um Stabilität und Demokratie bemühen, zählt auch die OSZE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Im Oktober hat die OSZE federführend die Lokalwahlen im Kosovo organisiert, ein erster Schritt auf dem weiten Weg zu Normailität und Demokratie in dieser Provinz. In diesem Jahr soll die OSZE die ersten freien und demokratischen Parla-mentswahlen im Kosovo organisieren. Über die Lage in der Pro-vinz und die Herausforderungen, vor denen die internationale Gemeinschaft steht, hat Christian Wehrschütz in Pristina mit OSZE-Botschafter Daan Everts gesprochen hier sein Bericht:

Text:

Der Aufbau der Demokratie, die Entpolitisierung der Justiz, der Polizei und der Medien zählt zu den zentralen Aufgaben der OSZE. Doch diese Aufgabe ist ohne funktionierende Wirtschaft kaum zu bewältigen. Wie schwer auch in dieser Hinsicht das Erbe der Ära Milosevic im Kosovo ist, beschreibt OSZE-Bot-schafter Daan Everts in Pristina so:

„Wir haben niemals erwartet das dass Milosevicregime den Kosovo in einem derart schlechten Zustand lassen würde. Kraftwerke und Wasserversorgung warentotal vernachlässigt, keine Investitionen wurden in der letzten 10 Jahren getätigt, das alles kostet uns sehr viel Geld. Der Finanzbedarf ist sehr hoch doch ich hoffe das wir dass mit der Zeit bewältigen werden.“

Die Durchführung der Lokalwahlen im Oktober wertet Everts als ersten Schritt in Richtung Demokratie. Wann der zweite folgen wird, ist jedoch offen; denn der vom früheren UNO-Verwalter Bernard Kouchner angestrebte Juni-Termin für Parlamentswahlen ist nicht einzuhalten. Daan Everts:

„Wir bemühen uns nach wie vor sehr um Kosovo- weite Wahlen doch man muss genau wissen was man wählt, daher muss Klarheit über das zu wählende Parlament herrschen, der gegenwärtige UNO Verwalter Hans Haakerup will zunächst diesen rechtlichen Rahmen klären dann können die Wahlen organisiert werden. Ich denke Juni ist zu früh aber ich hoffe dass es noch in diesem Jahr sein wird, das hängt von den Gesprächen über die Kompetenzen des Parlaments und der Regierung ab.“

Die Führung in Belgrad führt die Gefahr einer völligen Los-lösung des Kosovo immer ins Treffen, um vor einer möglichen Unabhängikeit Montenegros zu warnen. Auf die Frage, ob er bereits einen Kosovo-Albaner getroffen habe, der bereit sei, auf die Unabhängigkeit zu verzichten, wenn dies auch Monte-negro tue, sagt der OSZE-Botschafter:

„Nein ich habe noch keinen derartigen Albaner getroffen, ich denke das Montenegro und Kosovo ihre eigene Sache vertreten werden, sie wollen nicht die Geisel des Schicksals des Anderen sein, sie vertreten daher ihre einen politischen Ziele, unabhängig von der Nachbarregion, daher wird im Kosovo niemand eine solche Beziehung zu Montenegro herstellen.

Doch eines haben Montenegro und der Kosovo trotzdem gemeinsam; die internationale Gemeinschaft ist gegen die Unabhängigkeit; über die Perspektive einer Aussöhnung zwischen Albanern und Serben sagt Daan Everts:

„Wir haben eine enorme historische Last, die zu einem enormen Misstrauen zwischen Albanern und Serben geführt hat die Trennung ist sehr sehr groß und es ist Zeit das zu Überbrücken, ich will das Wort Aussöhnung nicht leitfertig gebrauen denn es gab so viele Wunden , Schäden und Erniedrigungen, daher ist kein rascher Weg zur Harmonie zu erwarten. Ich glaube das wir ein Minimum an Vertrauen herstellen können, das Existenz und Zusammenarbeit erlauben wird sowie eine völlige Bewegungsfreiheit im Kosovo. Opfer gab es auf beiden Seiten doch man darf nicht vergessen dass der Krieg für die Albaner Besonders dramatisch war. Sie wurden in großer Zahl vertrieben und erlebten Massenmorde von denen sie annehmen dass diese staatlich organisiert waren. Vergeltung und Rache beruhten viel mehr auf individueller Basis sodass nach wie vor staatlicher gegen individuellen Terror steht und das führt zu unterschiedlicher Wahrnehmung.“
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