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Reportage aus dem Nordkosovo

Fernsehen
ZiB2
Berichte Kosovo
Im Kosovo werden in diesem Jahr fast 650 Soldaten des Bundesheeres ihre Weihnachten verbringen müssen. Das ist viel mehr als im Vorjahr, denn die Spannungen in der einstigen Unruheprovinz dauern bereits seit sechs Monaten. Im serbisch dominierten Norden wollen Demonstranten durch Straßensperren und Barrikaden verhindern, dass die albanisch geführte Regierung des Kosovo, auch im Norden Autorität ausüben kann. Zum Feindbild wird dabei auch die Friedenstruppe KFOR, die die Bewegungsfreiheit im Kosovo zu sichern hat. Bei Angriffen durch Serben wurden Ende November zwei deutsche Soldaten angeschossen und acht Österreicher durch eine Handgranate verletzt, einer davon schwer.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem Kosovo

Insert1: Stabswachtmeister David Rudelsdorfer, 28 Jahre

Insert2: Brigadier Johann Luif , Stellvertretender KFOR-Kommandant

Gesamtlänge: 2’23

Ende November kam es im Nord-Kosovo zum bisher schwersten Zwischenfall; serbische Demonstranten griffen deutsche und österreichische KFOR-Soldaten an, die eine Barrikade beseitigt und das Gelände unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Drei Wochen später fließt der Verkehr soweit das die Straße zulässt, und die Erinnerung verdrängt der Soldatenalltag:

„Bei den Zwischenfällen war ich dabei, ich war vor Ort. Zu dem Zeitpunkt war es ein ziemlich bleibender Eindruck, es hat gefährlich ausgeschaut, aber momentan ist es wirklich sehr ruhig, also es schaut so aus als ob momentan keine Gefahr mehr wäre.“

Ruhig verhalten sich auch die Serben, die den Kontrollpunkt beobachten. Noch unbeliebter als die KFOR und westliche Journalisten ist hier bestenfalls der serbische Präsident Boris Tadic, der als Verräter gilt:

„Man sollte eine Holzstange nehmen, und Sie verprügeln, das sollte man. Gehen Sie doch zu Tadic, und wenden sie sich an ihn, aber nicht hier, hier haben sie nichts verloren, und auch diese Soldaten nicht.“

Die KFOR gilt hier jedenfalls nicht als Friedenstruppe:

„Sie sind eine Hitler-Truppe, kaputt. Sie sind Nachfahren Hitlers

Das Bild der KFOR hat sich im Norden zweifellos verschlechtert, obwohl die Masse der Serben nicht gewaltbereit ist. Regelmäßige Gespräche mit den vier serbischen Bürgermeisten im Norden sollen ebenfalls vertrauensbildend wirken. Doch kein Serbe kann sich hier vorstellen unter albanischer Herrschaft zu leben, und darin besteht das Grundproblem:

„Niemand bei KFOR hat die Absicht das Problem im Norden militärisch zu lösen, das wäre auch keine Lösung, weil es niemals die Zustimmung der Bevölkerung im Norden finden würde, sondern es muss eine politische Lösung erreicht werden. Das ist auch das, worauf KFOR immer drängt.“

Doch noch muss die KFOR auch die zwei Grenzübergänge im Norden zu Serbien bewachen, und die EU-Polizeimission EULEX kommt überhaupt nur mit dem Hubschrauber hierher. Sie ist den Serben noch verhasster, weil EULEX als rein pro-albanisch gilt. Ihr Zugang zum Norden muss Teil einer politischen Lösung sein, die noch auf sich warten lassen wird. Denn Serbien steht wenige Monate vor der Parlamentswahl; und von der Krise hofft vor allem nationalistische Opposition zu profitieren, die den Nord-Kosovo dominiert.

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