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Kosovo ein Jahr nach der Unabhängigkeitserklärung

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Berichte Kosovo
Morgen vor einem Jahr haben die Albaner die Unabhängigkeit des Kosovo ausgerufen. Gegen den Willen der Kosovo-Serben, Serbiens und Russlands wurde damit mit westlicher Unterstützung der jüngste Staat Europas geboren. Die USA und die Mehrheit der EU wollten mit der Unabhängigkeit die letzte territoriale Frage lösen, die seit dem Zerfall des alten Jugoslawien noch offen war. Doch das ist bestenfalls bedingt gelungen. Die Serben sind nach wie vor nicht zur Integration bereit, die soziale und wirtschaftliche Lage ist triste und nur 54 Staaten haben den Kosovo bisher anerkannt; dazu zählen nicht ein Mal alle Mitglieder der EU, die mit Ihrer Polizei- und Justizmission EULEX mit etwa 2000 Beamten im Kosovo präsent ist.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Prishtina

Aufsager: Christian Wehrschütz aus Prishtina

Gesamtlänge: 2’35

Mit großer Begeisterung feierte die albanische Mehrheit am 17 Februar 2008 die Ausrufung der Unabhängigkeit. Ein Jahr später hat der Kosovo seine Fahne und eine neue Verfassung; im Aufbau ist eine kleine Armee, die nur leichte Waffen besitzen wird. Im Besitz vieler Albaner ist bereits der Kosovo-Pass; er wird weder von Serbien noch von allen EU-Staaten anerkannt. Die Reisefreiheit beschränkt auch die triste wirtschaftliche und soziale Lage, die sich nicht geändert hat.

Ein gutes Geschäft machen derzeit wenigstens fliegende Händler. Eine große Kosovo-Fahne, „Made in China“, kostet fünf Euro, eine kleine einen Euro. Gleich viel kostet eine albanische Flagge.

Doch noch ist die Zahl der unzufriedenen, radikalen Albaner überschaubar, und die Hoffnung überwiegt:

„Nichts wird über Nacht besser; die Transition ist im Laufen und es bestehen viele Probleme, das verstehen wir. Im Kosovo wurde in den vergangenen 20, 30 Jahren nichts investiert, das kann nicht in einem Jahr besser werden; doch wir hoffen das Beste und sind auf dem richtigen Weg.“

Selbst wenn das stimmt, ist dieser Weg sehr steinig. Vor allem der kompakt serbisch besiedelte Norden ist strikt gegen die Unabhängigkeit. Unmittelbar nach der Ausrufung steckten Serben Grenzübergänge zu Serbien in Brand; und im März starb bei Krawallen ein Soldat der Friedenstruppe KFOR. Entspannter wurde die Lage erst als im Mai eine EU-freundlichere Regierung in Belgrad an die Macht kam. Trotzdem verzögerte sich die Stationierung der EU-Mission EULEX um 10 Monate. Im Norden und an der Grenze zu Serbien ist EULEX erst seit Dezember präsent. An der inneren Teilung und am Nein Belgrads zur Unabhängigkeit änderte diese kaum etwas; im Norden gelten serbisches Recht und der Dinar; die unsichere Lage hemmt wirtschaftliche Reformen und spürbare Fortschritte. Zwar ist im albanischen Teil bereits der Euro die Währung; doch von Brüssel ist der Kosovo Lichtjahre entfernt; noch nicht ein Mal alle EU-Staaten haben die Unabhängigkeit anerkannt.

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