× Logo Mobil

Proteste der Kosovo-Serben werden gewalttätiger

Fernsehen
ZiB24
Berichte Kosovo
Nach der Unabhängigkeitserklärung der albanischen Mehrheitsbevölkerung des Kosovo stand die serbische Minderheit zunächst offensichtlich unter Schock. Doch je mehr Staaten den Kosovo anerkennen, desto größer wird offensichtlich die Wut, und die Proteste der serbischen Minderheit werden zunehmend gewalttätiger. So zerstörten die Kosovo-Serben zwei Grenzübergängen zu Serbien und in der geteilten Stadt Kosovska Mitrovica im Norden explodierten mehrere Sprengsätze. Verletzt wurde niemand. Für die Kosovo-Serben ist es unvorstellbar unter albanischer Führung zu leben; ebenso unvorstellbar wie es für die Kosovo-Albaner war, nach der Unterdrückung durch Slobodan Milosevic weiter bei Serbien zu bleiben. Das Verhältnis ist somit völlig vergiftet und es wird sehr lange dauern, bis eine umfassende Aussöhnung zwischen beiden Völkern möglich wird.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus dem Kosovo

Insert: 0‘ 32 Ilir Dugolli, Politikwissenschafter in Prishtina

Insert: 1’26 Oliver Ivanovic, Kosovo-Serbischer Politiker

Gesamtlänge: 2‘15

Am Sonntag feierten die Albaner ihre Unabhängigkeit; sie wäre ohne die Verbrechen in der Ära von Slobodan Milosevic nicht möglich gewesen. Zwei Tage später zerstörten Serben im Norden zwei Grenzübergänge zu Serbien. Das Feuer ist das bisher stärkste Signal dafür, dass die Serben nicht bereit sind, einen unabhängigen Kosovo zu akzeptieren. Weniger als die Hälfte der 130.000 Serben lebt im Norden in einem kompakten Siedlungsgebiet. Serbien finanziert diese Gemeinden, Schul- und Gesundheitswesen sind serbisch:

„Im Norden können wir nicht erwarten, dass Vertreter der Kosovo-Institutionen in naher Zukunft stationiert werden. Daher brauchen wir die internationale Präsenz, die garantiert, dass Grenzen nicht verändert werden. Der Rest wird langsam kommen, so dass die Serben sich nicht bedroht fühlen. Ihre Integration wird schrittweise erfolgen. Das ist nur mit einer massiven Präsenz der internationalen Gemeinschaft im Kosovo möglich.“

Doch derzeit sind die Internationalen eher auf dem Rückzug. Aus der Stadt Leposavac zog die UNO ihre Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen ab. In der geteilten Stadt Kosovoska Mitrovic kündigten die Serben bereits an, auch die EU-Mission völlig boykottieren zu wollen. Keine Wohnung dürfte an sie vermietet werden, verlangten Serben-Führer. Stimmen der Vernunft haben keine Chance:

„Das wird weniger eine geografische Teilung, sondern eine Teilung zwischen zwei Völkern sein. Darüber bin ich sehr besorgt; ich glaube, dass für uns die Kommunikation mit den Albanern unvermeidlich ist. Doch nun hat sich die Teilung sehr vertieft; immer weniger Serben werden es mit den Kosovo-Institutionen versuchen. Man wird sich mehr auf Serbien konzentrieren, das ist sehr schlecht, denn langfristig, werden wir die Rechnung dafür bezahlen."

Bezahlen werden die Serben in den Enklaven. Sie leben nun weit sicherer, doch die Friedenstruppe KFOR ist noch immer präsent. Die Serben lernen nicht albanisch, die Albaner nicht mehr serbisch; auch diese Sprachlosigkeit gilt es zu überwinden, damit der Kosovo ein stabiler Staat werden kann.

Facebook Facebook