× Logo Mobil

Ministerpräsident Agim Ceku und die Lage im Kosovo

Fernsehen
ZiB2
Berichte Kosovo
In Wien werden am Donnerstag unter Vorsitz der UNO die Verhandlungen über die Lösung des endgültigen Status des Kosovo fortgesetzt. Auf der Tagesordnung stehen die Dezentralisierung, die Frage der Zahl und Kompetenzen der serbischen Gemeinden sowie der Schutz von Kirchen und Klöstern. Dass es bei dieser 11. Runde zu einer Einigung zwischen Serbien, Kosovo-Serben und Kosovo-Albanern kommt, ist bislang nicht zu erwarten. Zu groß sind Misstrauen und die Interessenslagen der Parteien. Im Kosovo selbst ist Ministerpräsident Agim Ceku daher bemüht, den Aufbau eines lebensfähigen Staates voranzutreiben. Gleichzeitig wirbt Ceku auch um das Vertrauen der serbischen Minderheit im Kosovo. Doch auch dabei sind die offiziellen Erfolge eher bescheiden. Denn Ceku ist für viele Serben und für die Regierung in Belgrad ein rotes Tuch. So hat der 45-jährige ehemalige jugoslawische Berufsoffizier im Kroatien-Krieg gegen die Serben gekämpft und im Kosovo die albanische Untergrundarmee UCK aufgebaut. Trotzdem gilt Ceku international als Hoffnung für die Serben; denn der Ministerpräsident ist ein schlagkräftiger Politiker und könnten zu weit reichenden Zugeständnissen an die Serben bereit sein.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz

Insert1: Agim Ceku, Ministerpräsident des Kosovo

Insert2: Agim Ceku, Ministerpräsident des Kosovo

Gesamtlänge: 2’33

Die multiethnische Schule im Dorf Bablak im Süden des Kosovo. Hier sollen Albaner und Serben gemeinsam die Schulbank drücken. Eröffnet hat die Schule jüngst der kosovarische Ministerpräsident Agim Ceku. Doch zum ersten Schultag waren weder ein serbischer Schüler noch ein serbischer Lehrer erschienen. Den Boykott habe Belgrad angeordnet, sagt der Albaner Ceku, der selbst fließend serbisch spricht. Trotzdem sieht er eine gemeinsame Perspektive für Albaner und Serben:

„Jeder, der hier war, weiß, dass es nicht die lokalen serbischen Kinder sind, die sich nicht in die Gemeinschaft eingliedern; das kommt von außen, von Leuten, die nie im Kosovo gelebt haben. Einmal wird das den Serben hier reichen, denn das ist nicht Haltung der Leute, die hier leben, daher gibt es eine Perspektive für das Zusammenleben.“

Doch viele Serben haben Angst; denn die Ausschreitungen albanischer Extremisten im März 2004 sind noch in frischer Erinnerung, und viele serbische Dörfer werden noch immer von der Friedenstruppe KFOR geschützt:

„Es wäre nicht real, würde ich von einer hundertprozentigen Sicherheit sprechen. Doch die große Mehrheit der Albaner unterstützt die Bewegungsfreiheit, die Rückkehr und die Integration.“

Unterstützt wird auch die Verbesserung der Infrastruktur, die Ceku ein großes Anliegen ist. So wird etwa die Straße von Prishtina nach Skopje ausgebaut, um die Wirtschaftsbeziehungen mit Mazedonien zu verbessern. Schließlich soll der Kosovo ein lebensfähiger Staat werden. Doch auch nach der noch für heuer erhofften Unabhängigkeit, werden EU und NATO im Kosovo bleiben müssen:

„Heute hat die serbische Gemeinschaft noch kein Vertrauen in die Institutionen des Kosovo; daher brauchen wir für eine Übergangszeit die Präsenz der internationalen Gemeinschaft bis das Vertrauen vollständig geben ist. Sie soll befristet das Bindeglied zwischen Mehrheit und Minderheit im Kosovo sein.“

Trotz dieser Einschränkungen wird der Aufbau einer eigenen kleinen Armee bereits zielstrebig verfolgt. Diese Rekruten des Kosovo-Schutzkorps sollen den Kern dieser Armee bilden. Entstanden aus der Freischärlerbewegung UCK sind immerhin 350 der 5.000 Soldaten keine Albaner. Von den nationalen Minderheiten stellen die Serben naturgemäß die größte Gruppe. Trotzdem hat Agim Ceku noch sehr viel Arbeit vor sich, um den Kosovo zu einem stabilen, multiethnischen und prosperierenden Staat zu machen.

Facebook Facebook