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Porträt des neuen Ministerpräsidenten Ramush Haradinaj

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Berichte Kosovo
Im März erschütterten Ausschreitungen albanischer Extremisten im Kosovo die trügerische Hoffnung der internationalen Gemeinschaft auf eine Aussöhnung zwischen Albanern und Serben. Sechs Monate später könnten dem Kosovo wieder Unruhen bevorstehen. Denn der designierte Ministerpräsident Ramush Haradinaj wird vom Haager Tribunal verdächtigt, im Kosovo Krieg vor fünf Jahren Verbrechen an albanischen Kollaborateuren und serbischen Zivilisten begangen zu haben. Sollte Haradinaj angeklagt werden, befürchten westliche Diplomaten neue Ausschreitungen der Albaner, zumal Serbien seit mehr als einem Jahr keine Angeklagten ausgeliefert hat, die im Kosovo weit schlimmerer Verbrechen beschuldigt werden als Ramush Haradinaj.

Berichtsinsert Christian Wehrschütz aus dem Kosovo

Insert1: Ramush Haradinaj, künftiger Ministerpräsident des Kosovo

Insert2: Ramush Haradinaj, künftiger Ministerpräsident des Kosovo

Aufsager: 2’14 Christian Wehrschütz aus Prishtina

Gesamtlänge: 2’43

Tausende Albaner protestierten gestern in der Kosovo-Hauptstadt Prishtina gegen das Haager Tribunal. Grund für die Demonstration ist der erste Prozess gegen ehemalige Mitglieder der Freischärlerbewegung UCK vor dem Haager Tribunal. Die Albaner sollen im Kosovo-Krieg serbische und albanische Zivilisten entführt, misshandelt und ermordet haben. Wegen ähnlicher Vorwürfe ist auch Ramush Haradinaj, der künftige Regierungschef des Kosovo, vom Haager Tribunal in Prishtina Mitte November einvernommen worden:

„Ich habe bestätigt, dass ich während des Krieges weder Verbrechen begangen habe noch in Verbrechen verwickelt war. Ich war von vielen Soldaten, von einer mächtigen Kriegsmaschinerie eingekesselt, und ich habe meine Pflicht als Bürger erfüllt und meine Familie und meine Gesellschaft verteidigt und für die Freiheit gekämpft.“

Im Falle einer Anklage ist Haradinaj bereit sich dem Tribunal zu stellen:

„Ich werden meine Pflicht gegenüber einem internationalen Gerichtshof erfüllen.“

Trotzdem könnte eine Anklage Unruhen wie im März auslösen. Damals richtete sich der Zorn der Albaner gegen die Serben und die UNO-Verwaltung, die als ineffzient und korrupt empfunden wird. Diese Gefühle bestehen noch, und ein neuer Funke könnte Ramush Haradinaj sein. Er wurde im Kosovo-Krieg zum Helden und anschließend Politiker. Im Kampf gegen die Serben verlor er zwei Brüder. Sein dritter Bruder Daut sitzt in Prishtina im Gefängnis. Er wurde zu fünf Jahren verurteilt, weil er an der Entführung und Ermordung von Serben beteiligt war. Dem 36-jährigen Ramush Haradinaj schadete das nicht. Bei der Parlamentswahl im Oktober belegte seine Partei AAK den dritten Platz. Mit der stärksten Kraft, der Partei von Präsident Ibrahim Rugova, und zwei Parteien nationaler Minderheiten, wird Haradinaj nun die Regierung bilden. Beschleunigen will er die Rückkehr vertriebener Serben:

„Wir haben vereinbart in der Regierung ein Ministerium für Rückkehr und Gemeinden zu schaffen. Dieses Ministerium wird die Kompetenz haben, effektiver für die Rückkehr zu arbeiten als das bisher der Fall war.“

Doch die Serben haben nicht nur die Parlamentswahl boykottiert, sondern auch massive Vorbehalte gegen Haradinaj. Massive Bedenken hat auch die EU, und Haradinaj wird es schwer haben Vertrauen aufzubauen, wenn ihm das Haager Tribunal dazu überhaupt Gelegenheit gibt.

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