20241201 Orientierung Medjugore und Entscheidung des Vatikan Wehrsc Mod
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Medjugore
Kamera: Jasmin Suvalija; Schnitt: Mica Vasilijevic
Insert1: Viki Dodig, 36 Jahre Fremdenführerin in Medjugore
Insert2: Viki Dodig, 36 Jahre Fremdenführerin in Medjugore
Insert3: Bruder Iwan (Dugancic), Franziskaner in Medjugore
Insert4: Mato Zovkic, Emeritierter Professor der Theologischen Fakultät in Sarajewo
Insert5: Mato Zovkic, Emeritierter Professor der Theologischen Fakultät in Sarajewo
Insert6: Erzbischof Aldo Cavalli, Apostolischer Visitator in Medjugore
Insert7: Erzbischof Aldo Cavalli, Apostolischer Visitator in Medjugore
Insert8: Bruder Zvonimir Pavicic, Pfarrer von Medjugore
Gesamtlänge: 7’14
Ende November hat der Pilgerstrom in Medjugore bereits nachgelassen; der steinige, rutschige und nicht ungefährliche Aufstieg zum Berg der Erscheinung wird daher von weniger Gläubigen genutzt. Trotzdem vermitteln auch sie einen bleibenden Eindruck von ihrer tiefen Hingabe an Maria, die diesen Ort prägt. Zu seiner Besonderheit zählt, dass Fremdenführer in Medjugore auch eine eigene Ausbildung als Pilgerleiter absolvieren müssen. Dazu zählt sogar die Information über religiöse Grundkenntnisse:
Viki 1'04'8 - Beichte1 - 1'28'2
Meistens wissen die Pilger schon ... und solche Dinge."
Heißt das, dass nach Medjugore auch Personen kommen, die lange keinen Kontakt mehr mit der Katholischen Kirche hatten?
Viki 2'39'7 - Rückkehr und Beichte - 3'00'5
"Korrekt; ja, das passiert häufig, wenn Menschen ... wieder auf der Suche nach Gott."
Die Geschichte des Wallfahrtsorts begann im Frühsommer 1981, also noch in der Zeit des kommunistischen Jugoslawien; damals soll einer Gruppe Jugendlicher die Gottesmutter Maria erschienen sein und zwar an mehreren Tagen hintereinander. Am sechsten Tag nach der ersten Erscheinung kam Bruder Iwan nach Medjugore, um seinem Mitbruder vor Ort seine Hilfe anzubieten. Iwan war zunächst skeptisch, doch:
Frau Ivan 14'31'5 ----- 15'15'8
"Mein erster Eindruck war damals ... mit diesen Eltern damals."
Seit damals ist auch in der Kirche strittig, was in Medjugore tatsächlich geschah. Dazu trägt der Umstand bei, dass die Kinder von damals weiterhin Botschaften der Gottesmutter erhalten wollen. Eine Frau mit Namen Mirjana konnten wir vor fünf Jahren bei einem derartigen Ereignis filmen. Als Schülerin wurde sie von einer Kommission der Katholischen Kirche in Sarajewo befragt; ihr gehörte damals Mato Zovkic an:
Zovkic 06’23 (Sredini)
„Ein Kollege und ich haben ihr die Frage gestellt: "Dein Unterricht ist in der einen Woche am Vormittag, in der anderen Woche am Nachmittag. Wie weiß die Gottesmutter, wann du Zeit hast?" Sie antwortete, dass sie kommt, bevor ich zur Schule gehe. "Ich esse zu Mittag, Erscheinung, Schule." Das erschien mir sehr naiv.“
Zovkics Zweifel an den Botschaften haben noch einen anderen Grund:
Zovkic 22:00
„Aus der Perspektive des gläubigen Verstandes ist es schwer zu glauben, dass das seit 43 Jahren andauert. In den ersten Jahren hatten sie gemeinsame Erlebnisse, und jetzt sind sie erwachsene, verheiratete Männer und Frauen, leben getrennt, und jeder hat seine eigenen Erscheinungen. Das erscheint mir auch im Sinne des Glaubens nicht vernünftig.“
Um der enormen Bedeutung des Wallfahrtsortes Medjugore Rechnung zu tragen, die innerkirchlichen Auseinandersetzungen zu beenden, und kirchenrechtlich Klarheit zu schaffen, erließ die römische Kurie heuer zwei Dokumente; das eine legt fest, wie vermeintliche übernatürliche Phänomene zu untersuchen sind; das andere betrifft Medjugore selbst. Darin werden Wallfahrten für zulässig erklärt, und die große spirituelle Bedeutung des Ortes gewürdigt. Kritisch bewertet werden aber so manche vermeintliche Botschaften der Gottesmutter, etwa wenn sie sich in die örtliche Kirchenpolitik einmischt; daraus folgt:
Cavalli
„Zunächst wurde festgestellt, dass das einzige Wort Gottes die Heilige Schrift, die Bibel, ist. Die Konsequenz: Alle privaten Offenbarungen, alle Botschaften und alle anderen Dinge sind nicht das Wort Gottes, aber der Heilige Geist kann private Erscheinungen, private Botschaften, private Inspirationen und heilige Orte nutzen, um das einzige, lebendige Wort Gottes, die Bibel, gut zu aktualisieren.“
Aldo Cavalli ist Apostolischer Visitator in Medjugore und damit unmittelbarer Vertreter des Papstes. Dem Heiligen Vater allein ist es nunmehr vorbehalten, Erscheinungen anzuerkennen oder nicht:
Cavalli
„Wir werden nicht mehr auf Lateinisch von 'constat' - 'non constat' sprechen; wir werden nicht mehr sagen, dass das Übernatürliche in das Natürliche eingetreten ist oder nicht. Weder der Bischof noch das Dikasterium für die Glaubenslehre werden je wieder sagen 'es hat sich gezeigt' oder 'es hat sich nicht gezeigt'. Der Papst kann, wenn er es für angemessen hält, in bestimmten, besonderen Umständen persönlich eingreifen und sagen 'hier, nach dem, was uns scheint, hat sich gezeigt' oder auch sagen 'es hat sich nicht gezeigt'.“
Diese Entscheidung hat der Papst nicht getroffen; daher ist die Marien-Erscheinung in Medjugore im Gegensatz zu Lourdes oder Fatima vom Vatikan nicht anerkannt; trotzdem erteilte er das sogenannte „Nihil obstat“; somit spricht nichts gegen das Wallfahrten, und daher sehen auch die örtlichen Franziskaner die Note zu Medjugore positiv:
Pavicic: 12:00
„Wir haben die höchste Bewertung erhalten, die Phänomenen wie Međugorje gegeben werden kann. Wir wissen, dass dies noch keine Anerkennung der Erscheinungen der Gottesmutter ist, die Kirche wartet weiterhin darauf. Dennoch ist dies eine große Anerkennung für alles, was in Međugorje passiert, für die Spiritualität von Međugorje, die gerade aus den Erscheinungen der Gottesmutter und ihren Botschaften entspringt.“
Und diese Spiritualität zeigt sich bei so vielen Pilgern, die aus aller Herren Länder nach Medjugore kommen, um ihr Seelenheil zu finden, und so einem einst armen Ort Glück, Segen und Wohlstand gebracht haben.