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Nach den Wahlen in Bosnien

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Berichte Bosnien

In Bosnien und Herzegowina haben gestern allgemeine Wahlen stattgefunden. Obwohl die Wahllokale seit 19 Uhr geschlossen sind, liegt derzeit nur ein vorläufiges Ergebnis vor; das ist die Wahl zum drei Personen umfassenden Staatspräsidium, dem je ein Bosniake, Serbe und Kroate angehören. Vorläufige Ergebnisse zu den Wahlen zum gesamtstaatlichen Parlament sowie zu den Parlamenten in den beiden Teilstaaten werden erst heute Mittage vorliegen; aus Sarajewo berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Das Ergebnis für die Wahl zum Staatspräsidium lässt vermuten, dass das Regieren nicht leichter werden wird. Denn bei den Serben siegte Milorad Dodik, der wiederholt mit der Abspaltung des serbischen Teilstaates gedroht hat; aller Voraussicht nach konnte Dodik auch bei den Wahlen zu Führung des serbischen Teilstaates seine dominante Rolle behaupten. Bei den Kroaten gewann nicht der Bewerber der stärksten Partei, sondern Zeljko Komsic, der seinen Sieg vor allem den Stimmen der Bosniaken verdankt. Das ist möglich, weil zwei Mitglieder des Staatspräsidiums in der bosnisch-kroatischen Föderation gewählt werden, und die Kroaten keinen eigenen Teilstaat haben. Dieses Ergebnis dürfte die Frustration unter vielen Kroaten und die Angst vor einer Majorisierung stärken. Auch die Serben nützen das kroatische Beispiel immer wieder als Argument jede Abgabe von Kompetenzen an Sarajewo abzulehnen. Bei den Bosniaken siegte Sefik Dzaferovic, der Kandidat der stärksten Partei SDA, die ihre führende Rolle unter den Bosniaken gewahrt haben dürfte. Der gemeinsame Nenner der drei Völker bleibt somit gering, doch das mögliche Ausmaß der politischen Krise wird sich erst abschätzen lassen, wenn die Ergebnisse für die Parlamente in Bosnien und Herzegowina vorliegen werden. Vor vier Jahren dauerte es jedenfalls mehr als sechs Monate, bis in Bosnien und Herzegowina alle Regierungen gebildet werden konnten.    

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