Vor den Wahlen in Bosnien und Herzegowina
In Bosnien und Herzegowina finden morgen Wahlen statt; der Plural ist in diesem Fall völlig gerechtfertigt, denn es gibt keinen Staat am Balkan, der so viele Institutionen hat, die noch dazu in einem Aufwaschen gewählt werden. In dem Staat der Bosniaken, Serben und Kroaten werden die zwei Parlamente des Gesamtstaates, sein Staatspräsidium, die Führungen der beiden Teilstaaten sowie in der bosnisch-kroatischen Föderation auch noch die Parlamente der zehn Kantone gewählt. Am Papier wahlberechtigt sind 3,35 Millionen Bürger, während das Land nach der Volkszählung des Jahres 2013 3,53 Millionen Einwohner (Kein Fehler) zählt. Somit hat auch Bosnien und Herzegowina Probleme mit seinen Wählerlisten, denn es ist auszuschließen, dass es nur etwas mehr als 200.000 Personen gibt, die jünger als 18 Jahre sind. Politisch stagniert das Land, während es wirtschaftlich besser dasteht, die Korruption, Rechtsunsicherheit, Bürokratie und Parteienstreit, hemmen eine raschere positive Entwicklung:
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien und Herzegowina
Insert1: Ivana Maric, Politologin in Sarajewo
Gesamtlänge: 1’28
Im Frühjahr erneuerte eine Firma aus Österreich diese Seilbahn auf den Hausberg von Sarajewo. Die Talstation liegt im Gebiet des bosnisch-kroatischen Teilstaates und die Bergstation in der Republika Srpska. Beide Entitäten konnten sich nicht auf die Finanzierung des Wiederaufbaus einigen, der erst gelang, als ein Bosnier aus dem Ausland das Geld bereitstellte. Bosnien und Herzegowina behindern nationaler und politischer Proporz der drei Volksgruppen – auch bei der Annäherung an die EU. Für das Land spricht das friedliche Zusammenleben:
"Die Bürger haben kein Problem miteinander, das zeigt sich täglich immer stärker; auch die Jungen passieren täglich die unsichtbaren Grenzen zwischen den Teilstaaten. Die Zusammenarbeit nimmt zu, obwohl sich die Politiker bemühen, die Volksgruppen gegeneinander aufzubringen."
Auch der Wahlkampf verlief dieses Mal gemäßigter als früher. Radikale Rhetorik gegenüber dem jeweils anderen Volk war kaum zu hören. Abgesehen vom Staatspräsidium werden die Führungen und Parlamente der Teilstaaten gewählt. In der Republika Srpska könnte Milorad Dodik nach 12 Jahre die Macht verlieren. Er drohte wiederholt mit der Abspaltung vom Gesamtstaat. Die Opposition verspricht Kooperation statt Konfrontation und einen ernsthaften Kampf gegen die Korruption – einen Kurswechsel, den ganz Bosnien und Herzegowina braucht.