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Arbeitsmigration am Beispiel eines Salzburger Betriebes

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Berichte Bosnien

In der EU ist der Facharbeitermangel mittlerweile so groß, dass Länder wie die Slowakei nicht nur in der Ukraine, sondern auch am Balkan Facharbeiter werben und abwerben. Diese enorme Nachfrage spüren auch Salzburger Firmen, die in sogenannten Billiglohnländern in Ost- und Südosteuropa produzieren, in denen Fachkräfte ebenfalls zur Mangelware wären. Anderseits sind Zulieferer wiederum selbst gezwungen Produktionen zu verlagern, weil der Preisdruck in der Autoindustrie so enorm ist, dass es bereits um jeden Euro-Cent geht. Diese Entwicklung zeigt der folgende Beitrag am Beispiel einen Salzburger Unternehmers mit Stammsitz in Grödig, der in Bosnien und Herzegowina produziert:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Bosnien und Herzegowina

Kamera: Predrag Crvenkovic

Schnitt: Mica Vasiljevic

Inserts: Markus Strasser-Stückl, Salzburger Unternehmer In Derventa

Gesamtlänge: 2’29

Derventa liegt im Grenzgebiet zu Kroatien, in der Nähe der Autobahn Agram-Belgrad. Die soziale Lage ist hier weit besser als im Landesdurchschnitt. Dazu trägt diese Firma aus Österreich bei; sie fertigt elektronische Schlösser für Skilifte und Kabelsätze für die Autoindustrie. Nach Derventa kam die Firma vor 13 Jahren wegen des massiven Preisdrucks der Auftraggeber:

"Die sagen, Du kriegst zehn Euro für das Stück; wenn ich das in Österreich produziere, brauche ich 17; also waren wir gezwungen, hierher zu gehen."

Diese Bezeichnung gilt noch für Bosnien und Herzegowina nicht aber für Polen. Daher übersiedelten diese Maschinen aus Polen nach Bosnien, weil die Arbeitskosten hier etwas billiger sind, der Preiskampf aber enorm ist. Anderseits ist die Salzburger Firma auch mit dem Kampf um Facharbeiter ist Südosteuropa konfrontiert:

"Also in Rumänien ist die Arbeitslosigkeit dort, wo wir waren, in der Nähe von Temeschwar, praktisch null, und dort sind die Arbeiter von einer Arbeitsstelle zur anderen gejobbt, und haben auch nicht diese Betriebszugehörigkeit, und haben halt wegen einiger Cent die Arbeitsstelle gewechselt. Dann sind die großen Automobilisten gekommen, so wie Conti, und die sind eine ganz andere Schiene gefahren; da konnten wir als kleines Unternehmen mit 1880 Mitarbeitern nicht mehr mithalten."

Daher wurde Rumänien aufgegeben und Derventa ist nun der einzige Produktionsstandort im Ausland. Die 420 Mitarbeiter verdienen zwischen 300 und 800 Euro im Monat, das sind gute Löhne für bosnische Verhältnisse. Trotzdem spürt auch diese Firma die große Nachfrage nach Facharbeitern in der EU:      

"In der letzten Zeit, das letzte halbe Jahr, merkt man aber dann, dass der Zug nach Europa, Sprich Deutschland, Österreich, so stark wird, dass uns leider Gottes dann doch sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte verlassen, einfach auch wegen des Lohns."

Generell profitiert der Betrieb noch von der Treue der Mitarbeiter zu einem guten Betrieb, die am Balkan generell stark ausgeprägt ist. Diese Haltung erinnert den Firmenchef an seinen Geburtsort im Zillertal:

"Die Leute hier in Derventa sind wie die Zillertaler; wenn ich einmal in einem Betrieb arbeite, wechsle ich nicht wegen ein paar Cent, außer es gefällt mir dann gar nicht mehr; unsere Leute arbeiten hier gerne, und nicht nur wegen des Lohns."  

Trotzdem ist sich der Salzburger bewusst, dass auch dem Betrieb in Derventa einmal die Stunde schlagen könnte, sollte der Konkurrenzkampf zu hart werden. Der Wanderzirkus der Lohnfertigung ist auch am Balkan noch im Gange.

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