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Lebenslang für Mladic und die Folgen

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Berichte Bosnien
Lebenslänglich für Ratko Mladic, den ehemaligen General der bosnischen Serben, so lautet das Urteil des Haager Tribunals. Schuldig gesprochen wurde Mladic wegen des Massakers an mehr als 7.500 Bosniaken in Srebrenica im Juli 1995 sowie wegen anderer Kriegsverbrechen, wie etwa dem Terror gegen die Zivilbevölkerung im belagerten Sarajewo, wegen der Verantwortung für vielfachen Mord und der unmenschlichen Behandlung von Gefangenen. Während Ratko Mladic vielen bosnischen Serben aber auch in Serbien weiter als Held gilt nahmen die Hinterbliebenen seiner Opfer das Urteil mit Zufriedenheit aber auch mit gemischten Gefühlen auf:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Srebrenica

Insert1: Schuhra Malic, Mutter von Srebrenica

Insert2: Schuhra Malic, Mutter von Srebrenica

Insert3: Dragana Vucetic, Forensische Anthropologin in Tuzla

Gesamtlänge: 2’47

Ein Haus auf halbem Wege zwischen Srebrenica und der Gedenkstätte an das Massaker. Hier wohnt die 81-jährige Schuhra Malic. Ihre Pension beträgt nur 160 Euro, doch ihre Tochter unterstützt sie mit Geld. Zwei Söhne im Alter von 34 und 36 Jahren wurden 1995 beim Massaker ermordet; Frieden findet die Frau nicht:

"Erst nach 15 Jahren wurden ihre Überreste gefunden, eine Handvoll Knochen - was waren das für feine Burschen! Uns Müttern werden diese Wunden nie heilen. Gott sei Dank habe ich noch drei Kinder, Enkel und Urenkel. Doch was ist mit den Müttern, die alle Kinder verloren haben?"

In die Gedenkstätte an das Massaker kam Schuchra Malic heute mit ihrer Tochter Suada; dort verfolgten Hinterbliebene die Verlesung des Urteils; Ratko Mladic war nur zu Beginn anwesend; „Sie lügen“ – schrie er den Richter an, und wurde des Saales verwiesen. Als der Richter die lebenslange Haft verkündete, brandete Jubel unter den Müttern auf;

Trotzdem herrschten auch gemischte Gefühle:

„Ich bin zufrieden, doch er lebt weiter, und auch seine Familie. Hierher hätte man ihn bringen sollen, damit die Mütter über ihn zu Gericht sitzen, bei diesen weißen Stelen ihrer Toten.“

In Potocari werden jedes Jahr im Juli identifizierte Opfer beigesetzt. An der Identifizierung arbeiten forensische Anthropologen in Tuzla; sie setzte menschliche Überreste zusammen, die in Massengräbern gefunden wurden. In der Leichenhalle lagern derzeit 500 Säcke; 6.700 Opfer wurden identifiziert, bis zu 800 werden noch vermisst:

"Die Mehrheit der Opfer wurde von ihrem ersten Massengrab in sekundäre oder tertiäre Massengräber transportiert. Daher finden wir oft keine vollständigen Skelette, sondern nur Teile, die wir auf der Basis von DNS-Treffern zusammensetzen: das erinnert an ein Puzzle, denn den Schläfenknochen finden wir an einem Ort, die Fußknochen an einen zweiten und die Armknochen an einem dritten."  

Im Krieg in Ostbosnien hatten auch die Serben Opfer zu beklagen; doch auch die Serben sehen nur ihre Opfer und für sie ist Ratko Mladic weiter ein Held, wie ein Besuch im Ort Kalinovik zeigt, wo Mladic in die Schule ging:

„Das ist unser General, unser Held; da ändert auch der Prozess nichts.“

„Haag ist ein politisches Tribunal, das nichts mit Recht und Gerechtigkeit zu tun hat.“

Zur Vergangenheit werden Bosniaken und Serben keine Kompromiss findet; positiv ist, dass es beim Zusammenleben auch in Srebrenica keine Konflikte gibt, obwohl nationalistische Politiker all Volksgruppen bis heute Zwietracht in Bosnien und Herzegowina sähen.   
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