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Panik in Bosnien nach Tod einer Zwangsprostituierten

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Kleine Zeitung
Berichte Bosnien
Die 21-jährige Ukrainerin Olena Popik starb am 2. November im Krankenhaus der Stadt Mostar in Bosnien und Herzegowina. Einen Tag zuvor war die Frau von ihrem mutmaßlichen Zuhälter vor dem Spital abgesetzt worden. Die Todesursache war Aids, doch stellten die Ärzte fest, dass die Frau auch an Syphilis, Tuberkulose und Hepatitis C erkrankt war. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles liefen im Krankenhaus die Telefone heiß. Anlass zur Panik dürfte nicht nur in Mostar bestehen, wo die Frau noch zehn Tage vor ihrem Tod als Prostituierte arbeiten musste. Der Polizei sagte Olena Popik, dass sie pro Tag bis zu acht Freier gehabt habe. Somit könnte sie sogar mehrere Hundert Personen mit Aids und anderen Krankheiten infiziert haben. Zu diesem Kreis zählen sollen Geschäftsleute, Politiker, Polizisten, Soldaten der Friedenstruppe SFOR, andere Ausländer sowie Jugendliche. Für ihre Dienste bekam die Ukrainerin angeblich zwischen 50 und 150 Euro. Bisher hat die Polizei in Mostar zwei Männer verhaftet, und die Ermittlungen laufen noch. Sie erstrecken sich auch auf Slowenien, der ersten Station der Ukrainerin im ehemaligen Jugoslawien. Vor zwei Jahren begann die damals 19-jährige in Celje in einem Nachtklub als Prostituierte zu arbeiten, wobei sie später auch in Maribor tätig war. Wie sie nach Slowenien kam, ist noch offen, klar ist derzeit nur, dass sie bis März oder April 2003 in Slowenien lebte. Anschließend kam sie illegal nach Bosnien und in weitere Folge nach Serbien.. Im Juni dieses Jahres wurde Olena Popik im bosnischen Zenica bei einer Polizei-Razzia aufgegriffen. Sie gab an keine Zwangsprostituierte zu sein, bekam Aufenhaltsverbot, doch weiter geschah offensichtlich nichts. Untätig blieb zunächst offenbar auch das Spital in Mostar. Dort soll die Frau vor einigen Monaten eine Abtreibungen vorgenommen haben. Bereits damals sollen Ärzte ihre AIDS-Erkrankungen festgestellt haben. Olena Popik starb am Allerseelentag. Sie hinterlässt ein Kind in der Ukraine. Ihre Leiche soll nun in die Heimat überführt werden. Viele andere Ukrainerinnen müssen jedoch in Bosnien noch immer als Zwangsprostituierte arbeiten. 2500 Prostituierte soll es in Bosnien geben, knapp 70 Aidsfälle sind registriert, weitere 500 Personen sollen infiziert sein, doch die Dunkelziffer ist natürlich noch viel höher. Ärzte in Bosnien befürchten, dass das mehr als vier Millionen Einwohner zählende Land an der Schwelle zu einer AIDS-Epidemie stehen könnte. Hoffentlich muss sie nicht erst ausbrechen, ehe Behörden und internationale Gemeinschaft tatsächlich ernst machen mit dem Kampf gegen die Seuche und gegen den Menschenschmuggel.
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