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Massive Unklarheiten nach der Wahl in Bosnien

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Berichte Bosnien
In Bosnien und Herzegowina haben gestern allgemeine Wahlen stattgefunden. Wahlschluss war um 19 Uhr. Doch auch 12 Stunden danach ist noch nicht wirklich klar, wie die 3,1 Millionen Bürger gestimmt haben. Der gemeinsame Staat der Bosniaken, Serben und Kroaten ist sehr kompliziert, und dementsprechend kompliziert ist auch die politische Willensbildung. Die bisher bekannten Resultate hat in Sarajewo unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz zusammen gefasst:

Abgesehen von den Gemeinden wurden in Bosnien und Herzegowina gestern alle staatlichen Institutionen neu gewählt. Oberstes Organ ist das drei Personen zählende Staatspräsidium, in dem je ein Bosniake, Serbe und Kroate vertreten sind, die von ihren drei Volksgruppen getrennt gewählt werden. Im bosniakisch-kroatischen Teilstaat, stehen dabei Namen der Kandidaten beider Volksgruppen auf einem Stimmzettel. Bei den Kroaten liegt Amtsinhaber Zeljko Komsic mit 59 Prozent der Stimmen klar in Führung. Komsic ist auch bei den Bosniaken populär und dürfte auch viele Stimmen von ihnen bekommen haben. Zu einer Änderung dürfte es beim bosniakischen Mitglied des Staatspräsidiums kommen. Der bisherige Amtsinhaber, Haris Siladjic liegt mit etwa 25 Prozent nur mehr an dritter Stelle. Silajdzic hat stets radikale Töne gegenüber den bosnischen Serben und Serbien angeschlagen. Seine Abwahl könnte die Spannungen abbauen. Um den Sieg ringen noch Bakir Izetbegovic, der Sohn des verstorbenen Bosniaken-Führers aus der Kriegszeit, Alija Izetbegovic, und der Großunternehmer Fahrudin Radoncic. Nach Auszählung von 80 Prozent aller Wahlsprengel führt Izetbegovic mit 17.000 Stimmen Vorsprung. Fraglich ist jedoch, ob bei der Wahl alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Denn mehr als 60.000 Stimmen sind ungültig, das sind fast sieben Prozent. Gut abgeschnitten haben dürfte auch Radoncic Partei für eine bessere Zukunft. Obwohl erst wenige Stimmen ausgezählt sind, ist bereits klar, dass er zu einem politischen Faktor in Bosnien werden wird. Was die Präsidentschaft betrifft ist das Rennen um den serbischen Sitz noch knapper. Amtsinhaber Nebojsa Radmanovic liegt nur 11.000 Stimmen vor dem ehemaligen bosnischen Außenminister Mladen Ivanic, Doch mehr als 44.000 Stimmen wurden bisher ungültig gewertet, das sind fast zehn Prozent. Auch hier steht der Verdacht auf Wahlbetrug im Raum, und im Falle einer Anfechtung können Ergebnisse erst in 30 Tagen vorliegen. Seriöse Ergebnisse zum bosnischen Parlament und zu den Parlamenten in den beiden Teilstaaten liegen noch nicht vor. Sicher ist nur, dass der bisherige Regierungschef des serbischen Teilstaates, Milorad Dodik, mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt wurde.

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