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Erstes Kriegsverbrecher-Urteil in Bosnien

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Berichte Bosnien
Vor dem Staatsgerichtshof in Sarajevo ist heute der erste Kriegsverbrecherprozess abgeschlossen worden, den das Haager Tribunal an Bosnien abgetreten hat. Zu 16 Jahren Haft verurteilt wurde ein bosnischer Serbe. Er wurde der Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden.

Den Staatsgerichtshof in Sarajevo hat auch Österreich finanziell und materiell unterstützt. Geplant haben das Gerichtsgebäude zwei österreichische Architekten und die HTL in Villach hat die Einrichtung gestaltet. Über das Urteil berichtet Christian Wehrschütz:

Das Gericht in Sarajevo befand den nunmehr 37-jährigen Radovan Stankovic für schuldig, während des Bosnien-Krieges in der Stadt Focca ein Lager für Frauen eingerichtet zu haben, das Soldaten als Bordell bezeichneten. Darin hielt der damals 23 Jahre alte Stankovic mindestens neun minderjährige Bosnjaken gefangen. Sie wurden von serbischen Soldaten regelmäßig vergewaltigt. Stankovic selbst wurde auch für schuldig befunden, eine Minderjährige auch in Gegenwart von Zuschauern immer wieder vergewaltigt und auch zur Zwangsarbeit gezwungen zu haben. Das heute verkündete Urteil erster Instanz ist noch nicht rechtskräftig. Angerechnet werden auf die 16 Jahre Haft auf jeden Fall die vier Jahre, die Stankovic in Untersuchungshaft verbracht hat. Im Juli 2002 in Bosnien festgenommen, saß er bis September 2005 in Den Haag. Dann wurde er nach Sarajevo überstellt, denn sein Fall war der erste, den das Tribunal an den bosnischen Staatsgerichtshof abgetreten hat. Insgesamt ist das bisher in fünf Fällen geschehen; das Haager Tribunal muss seine Verfahren bis 2010 abschließen und konzentriert sich daher nur mehr auf die schwersten Fälle. Gleichzeitig soll damit die Rechtspflege in Bosnien und anderen Staaten des ehemaligen Jugoslawien verbessert werden.

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