Sarajewo und Bosnien zwischen Princip und Spaltung
Fernsehen
ZIB2
Berichte Bosnien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Sarajewo
Insert1: Franz Welser-Möst, Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper
Insert2: Franz Welser-Möst, Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper
Gesamtlänge: 2’19
Im alten Rathaus aus der Zeit der österreichischen Herrschaft werden die Wiener Philharmoniker morgen auftreten. Sarajewo steht seit Wochen im Zeichen der Gedenkfeiern, doch besonders groß ist das mediale Interesse am Konzert. Das Programm der Wiener Philharmoniker ist auf den Anlass abgestimmt:
"Das Schicksalslied von Brahms ist wie eine kurze Version des Requiems von Brahms, um eben auch an das menschliche Leid zu erinnern, das so ein Weltkrieg hervorgerufen hat."
Hat das Konzert auch eine Botschaft?
"Die Botschaft ist glaube ich sehr einfach: Krieg ist nicht etwas, das sich lohnt, sondern Kunst, so wie wir es betreiben ist ja auch etwas, das Menschen zusammenführen soll, und sich zu bekriegen, ist nicht sehr zielführend.“
Gelitten hat auch der Ort des Konzerts – allerdings im Bosnien-Krieg. 1992 brannte das als Bibliothek genutzte Gebäude nach einem Artilleriebeschuss aus. Zwei Millionen Bücher und Dokumente wurden vernichten. Die Renovierung wurde erst heuer abgeschlossen; eine Gedenktafel macht „serbische Verbrecher“ für die Zerstörung verantwortlich. Die bosnischen Serben boykottieren das Konzert; im Ostteil Sarajewos haben sie heute ein Denkmal für den Attentäter Gavrilo Princip enthüllt. Er soll ihren Freiheitskampf symbolisieren, auch im Bosnien-Krieg; den gemeinsamen Staat mit Bosniaken und Kroaten wollen die Serben nicht. Doch Gavrilo Princip ist nicht für jeden Bewohner Sarajewos ein Held:
„Für mich bedeutet er nichts Besonderes. Das war ein Durchschnittsmensch, der das getan hat.“
„Ich weiß es nicht; aber durch ihn kennt Europa Sarajewo. Daher haben wir viele Touristen in der Stadt.“
Doch auch das Thronfolger-Paar wird vermarktet; ihre Vornamen trägt dieses Teehaus, in dem alle drei Volksgruppen einkaufen, einfach weil der Tee gut ist. Und am Ort des Attentats findet morgen verschiedene Veranstaltungen und auch eine Modenschau statt, zu der ebenfalls viele Schaulustige erwartet werden.