Mostar und die Brücke
Fernsehen
ZiB2
Berichte Bosnien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Mostar
Aufsager: 1’52 Christian Wehrschütz aus Mostar
Gesamtlänge: 2’13
Im alten Jugoslawien galt die Brücke von Mostar als besondere Touristenattraktion und die Stadt selbst als das Beispiel für das friedliche Zusammenleben von Kroaten, Bosnjaken und Serben. Die Zerstörung der Brücke im Krieg verkörperte das Ende dieser Ära. 11 Jahren später ist die Brücke nun wieder aufgebaut. Sie verbindet zwar nur einen bosnischen Stadtteil, soll aber das Zusammenwachsen von Kroaten und Bosnjaken symbolisieren, denn Serben sind kaum mehr vorhanden. Trotzdem wird ausgiebig gefeiert werden. Allein die Stadtverwaltung hat dafür 1,4 Millionen Euro vorgesehen, obwohl Kriegsschäden im Zentrum noch allgegenwärtig sind. Renoviert wird gerade das Gymnasium. Ab Herbst werden Kroaten und Bosnjaken gemeinsam wieder die Schule besuchen, jedoch in getrennte Klassen gehen. Wiedervereinigt ist auch die Feuerwehr, die nun eine gemeinsame Notrufnummer hat. Die Vereinigung der Feuerwehr musste von der internationalen Bosnien-Verwaltung ebenso befohlen werden, wie die Wiedervereinigung der Stadtverwaltung, die bis März in je drei kroatische und bosnjakische Bezirke getrennt war. Die Bürger haben von dieser neuen Einheit jedenfalls noch nicht viel bemerkt:
Mann:
„Ich weiß, dass es nur eine Luft zum Atmen gibt, und dass sie die Feuerwehr vereinigt haben. Doch alles andere ist fraglich. Ich weiß, dass auf dem Gebiet der Stadtplanung und des Städtebaus noch zwei Institutionen mit nationalen Vorzeichen bestehen.“
Frau:
„Ich habe überhaupt nichts bemerkt, dass etwas vereinigt wurde. Ich sehe einfach keine Bewegung.“
So wird noch viel Wasser die Neretva hinunterrinnen müssen, bis die Teilung wirklich überwunden sein wird. Trotzdem war es gerade das Wasserwerk, das zuerst vereinigt wurde, denn das Wasser widerstand allen Versuchen, sich teilen zu lassen. Das gibt Hoffnung, obwohl der erhoffte Touristenstrom auch nach der pompös geplanten Brückeneröffnung nur spärlich sein wird, solange der Stadtkern noch so aussieht.