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Albaniens Sonderweg im Kampf gegen Corona

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Berichte Albanien

Albanien hat nicht gerade das Image ein besonders modernes und entwickeltes Land zu sein. Im Kampf gegen das Corona-Virus hat das Land aber bisher eine überraschend gute Figur gemacht; einerseits wurde ein zweiter Lock down vermieden, andererseits ist es der Regierung unter Ministerpräsident Edi Rama auch gelungen, über die Türkei und arabische Länder beträchtliche Mengen an Impfstoff zu beschaffen, obwohl natürlich auch in diesem Balkan-Land die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise deutlich spürbar sind. In Albanien ist derzeit unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz, der den folgenden Bericht über den Kampf im Land der Skipetaren gegen COVID verfasst hat:

Wer nach Albanien kommt, hat den Eindruck, dass es in dem Land kein Corona-Problem gibt. Für die Einreise ist kein Test erforderlich und im Land selbst sind alle Restaurants und Geschäfte geöffnet; zwar gilt eine Sperrstunde ab 22 Uhr, doch bis dahin werden Masken nur halbherzig getragen, abgesehen von den Spitälern, in denen die entsprechende Disziplin vorhanden ist. Albanien erlebte seine schwierigste Corona-Phase im Herbst und im Winter, doch die Spitäler haben standgehalten, obwohl Patienten vielfach ihre Medikamente selbst mitbringen mussten. Dazu sagt in Tirana der Virologe Gentian Stroni:

Gentian Stroni 5'12 - Hausbehandlung - 6'39'8

"Ich glaube nicht, dass es noch ein anderes Land auf der Welt gibt, das es geschafft hat, den größten Teil der Infizierten zu Hause zu behandeln, wie das in Albanien der Fall war. Diese Personen bekamen ihre Behandlung im Rahmen ihrer Familien. Das waren hohe Zahlen, die über Ärzte online behandelt wurden. Daher konnten wir das Problem unter Kontrolle halten und mussten nicht zusätzliche Krankenhäuser für Covid-Patienten reservieren, weil so viele Personen ambulant behandelt wurden."

Nach offiziellen Angaben verzeichnete Albanien bei etwa drei Millionen Einwohnern bisher nur 2.400 Todesfälle und 130.000 Infizierte. Diese Zahlen bezweifelt der Virologe Gentian Stroni. Warum das Leben in Tirana so normal verläuft, erläutert Gentian Stroni so:

Gentian Stroni 13'79'9 - Herdenimmunität - 14'02'7

"In Tirana haben wir jüngst eine Studie durchgeführt, die uns gezeigt hat, dass zwischen 40 und 50 Prozent der Bevölkerung bereits Antikörper in sich tragen. Möglicherweise haben sie die Infektion bereits hinter sich oder sie wurden durch andere infiziert und dann immunisiert. Das war eine Folge davon, dass es keinen weiteren Lock down gab, und daher sind die Zahlen so hoch. In Verbindung mit den Impfungen gehen wir davon von aus, dass wir eine noch höhere Immunisierungsrate erreichen werden."

Erfolgreich war Albanien bei der Beschaffung von Impftstoff. 700.000 Dosen kamen bisher ins Land, 70 Prozent davon entfallen auf das chinesische Serum Sinovac. Verwendet werden auch Pfizer, AstraSeneca und eine kleine Menge des russischen SputnikV. Weitere 145.000 Dosen Pfizer wird Albanien bis Ende August über die EU erhalten. Den Impfplan beschreibt die stellvertretende Gesundheitsministerin Eugena Tomini in Tirana so:

Eugena Tomini

11'41'8 - Impfplan - 12'27

„Derzeit haben wir etwa 15 Prozent der Bevölkerung geimpft, und zwar mit einer Dosis. Die zweite Dosis haben 20.000 Personen bekommen. Wir können pro Tag zwischen 15.000 und 20.000 Personen impfen. Unser Plan sieht vor, dass wir etwa 2,2 Millionen Bürger impfen müssen, eine Zahl, die wir bis zum Frühling des kommenden Jahres erreichen wollen.“

Rasch geimpft werden sollen nun auch Mitarbeiter in der Tourismuswirtschaft. Auf den Fremdenverkehr entfällt ein Viertel der Wirtschaftsleistung. Corona hat die Wirtschaft insgesamt spürbar getroffen, und einen weiteren Lock down konnte sich Albanien wohl auch nicht leisten, das in seiner Entwicklung zu den Nachzüglern am Balkan zählt.

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