× Logo Mobil

Albanien und die Herausforderungen der Migration

Fernsehen
ZiB2
Berichte Albanien

Die Route von Griechenland nach Albanien und Montenegro gilt als eine der zwei Ausweichrouten für Migrationsströme über den Balkan. Tatsächlich verzeichnete Albanien in den ersten sechs Monaten knapp 3.600 Migranten, bereits im April wurden die Zahlen des Vorjahres erreicht. Umgelegt auf den Tag, bedeutet das im Durchschnitt 20 Aufgriffe, eine an sich sehr geringe Zahl. Doch die Grenzpolizei zählt in Albanien inklusive Fremdenpolizei nur 2.500 Personen, während die Grenze mit Montenegro 170 Kilometer und die mit Griechenland 350 Kilometer lang ist. Albanien hat daher die EU um Hilfe bei Modernisierung und Verbesserung des Schutzes seiner Grenzen ersucht, denn Albanien hat nicht nur die Migration, sondern auch die Organisierte Kriminalität zu bekämpfen und die Sicherheit der Touristen zu gewährleisten, die dieses schöne Balkan-Land im Sommer immer stärker bevölkern:

Insert1: Rovena Voda, stellvertretende albanische Innenministerin

Insert2: Rovena Voda, stellvertretende albanische Innenministerin

Insert3: Rovena Voda, stellvertretende albanische Innenministerin

Insert4: Pablo Zapata, Vertreter des UNHCR in Tirana

Insert5: Pablo Zapata, Vertreter des UNHCR in Tirana

Gesamtlänge: 2’34

Kakavia ist der wichtigste Grenzübergang von Albanien nach Griechenland. Der Übergang verfügt über eine Scanner für LkWs; hier es geht nicht nur um Migration, sondern auch um Drogenschmuggel nach Italien und Montenegro. Ansonsten reicht der Modernisierungsbedarf der Grenzpolizei von der Wärmebildkamera bis zum geländegängigen Fahrzeug. Die albanisch-griechische Grenze ist 350 Kilometer lang; um das Fehlen von Mannstärke und Technik abzumildern, ist die grüne Grenze in Sektoren aufgeteilt, die jeweils Polizisten beider Staaten überwachen. Bis Jahresende sollen an der Grenze auch Beamte der EU-Grenzschutz-Agentur FRONTEX zum Einsatz kommen:

"Offiziere von FRONTEX werden nicht nur beratend und beobachtend tätig sein, sondern auch ein vollziehendes Mandat an den albanischen Grenzen haben. Das betrifft die Handhabe potentieller großer Migrationsströme, Menschenschmuggel oder Menschenhandel aber auch Terrorismus."  

Ab Herbst soll es auch einen regionalen Pool an Dolmetschern geben; doch die Zusammenarbeit soll noch viel umfassender werden:

"Bemüht sind wir auch eine sehr gute regionale Zusammenarbeit mit Interpol und EU-Polizeibehörden zu erreichen was gefälschte oder verfälschte Dokumente betrifft, die Migranten nutzen. Hinzu kommt ein Projekt mit IOM, das für das kommende Jahre die Schaffung einer Data-Basis über illegale Migranten für alle Staaten des Westbalkan vorsieht, damit wir unterschiedliche Angaben und Statistiken vermeiden können. Denn mit vereinheitlichen Angaben können wir und die EU ein klares Bild über Migrationsströme und die Herausforderungen für die einzelnen Westbalkanstaaten haben."

Warum ist Albanien gegen ein Zentrum, in dem Asylwerber für die gesamte EU stationiert werden können?

"Wir sind ein kleines Land mit kleinen menschlichen Ressourcen und kleiner Logistik. Daher ist es für uns bereits nicht leicht, die aktuelle Lage zu beherrschen; wie sollten wir dann große Lager verwalten und sicher können. Hinzu kommt, dass Albanien selbst Probleme mit illegaler Migration hat, denn die EU war sogar besorgt über unsere Asylwerber aus Albanien. Ein weiterer Grund für unsere klare Ablehnung ist, dass die EU keine klare Strategie hat, wie mit Migration umzugehen ist."

Teilweise belegt ist das Asylzentrum in Tirana, doch in Albanien bleiben will nur eine verschwindend geringe Minderheit. Die temporären Aufnahmezentren an der Grenze waren beim Lokalaugenschein praktisch leer:

"Die Aufnahmelager an der Grenze werden fast nur genutzt, wenn Personen befragt und ihre Daten aufgenommen werden. Jene, die Asylanträge stellen, werden ins Asylzentrum von Tirana gebracht. Daher ist es keine Überraschung, dass sie nur wenige Personen gesehen haben. Übernachtet wird nur, wenn die administrative Abwicklung nicht innerhalb eines Tages abgeschlossen werden kann."

Und worauf ist die Zunahme an Migranten zurückzuführen?

4'07 - Syrische Familien - 4'45

"Die Zunahme im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem auf Syrische Familien zurückzuführen. Die Zahl an Frauen und Kindern hat sich von 12 auf 24 Prozent verdoppelt. Absolut bilden einzelne, junge Männer noch immer die größte Gruppe, doch relativ haben Familien stark zugenommen."

Positiv bewertet das UNHCR die Kapazitäten Albaniens für den derzeit bestehenden Bedarf. Guter Wille und Bemühungen sind wirklich merkbar, doch massive Migrationsströme werden die Behörden allein nicht bewältigen können.

Facebook Facebook