Bei Kräutersammlern in Albanien
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Berichte Albanien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Albanien
Insert1: Mersin Sinani, Bewohner des Dorfes Sternec
Insert2: Endrit Kulaj, Leiter der Firma „Sonnentor“ in Albanien
Insert3: Eglantina Manze, Bäuerin in der Stadt Polican,
Gesamtlänge: 2‘50
Ein Steilhang im Dorf Sternec etwa 200 Kilometer südlich von Tirana ist bis zum Frühherbst der Arbeitsplatz dieser Kräutersammler. Gearbeitet wird im Durchschnitt acht Stunden pro Tag; in dieser Zeit kann eine Person etwa 200 Kilo frischen Salbei pflücken, das macht etwa 80 Kilo getrockneten Salbei; pro getrocknetem Kilo werden etwa 80 Eurocent bezahlt. Die Familie von Mersin Sinani zählt zu den wenigen Sammlern, die noch in Sternec leben. Mersin pflückt an diesem Steilhang Winterbohnenkraut. Das Gelände zeigt, dass diese Arbeit nicht nur anstrengend, sondern auch nicht ungefährlich ist.
„Das ist die wirtschaftliche Grundlage der Familie, weil die Gegend sehr reich an Heilkräutern ist; die zweite Einnahmequelle sind Viehzucht und Molkereiprodukte.“
Dazu zählen Schafe, Kühe und Ziegen, die mit ihren Hirten oft auch in schwierigem Gelände unterwegs sind. Auch wegen des vielfältigen Futters wird das Fleisch weit über die Grenzen des Dorfes hinaus geschätzt; trotz dieser Vorzüge ist die Landflucht ein Problem. In Sternec und den zwei Nachbardörfern leben insgesamt noch etwa 30 Familien mit nur sehr wenigen Kindern; den Bevölkerungsschwund zeigt die Grundschule, in der gerade noch drei Kinder unterrichtet werden; die Infrastruktur ist schlecht, Arzt, Apotheke und selbst kleine Geschäfte fehlen, die Straße ist in katastrophalem Zustand. Diese Entwicklung berücksichtigt auch die Firma aus Österreich:
„Wegen der Abwanderungen erhöht Sonnentor den Anbau von Kräutern und Heilpflanzen auf den Feldern; doch noch immer können einige Pflanzen wie Hagebutte, Holunderblüten oder Brombeerblätter nur gesammelt werden; wir versuchen jedenfalls Balance zwischen Sammeln und Produktion zu halten.“
Ein Beispiel für den Anbau bildet die Ringelblume. Diese Familie in der Stadt Polican produziert in der Saison etwa 300 Kilo getrocknete Ringelblume und bekommt dafür etwa 1.200 Euro; dieser Betrag deckt die Lebenshaltungskosten von etwa vier Monaten:
„Mein Mann arbeitet in einer Firma; meine Schwiegermutter und ich sind vor allem mit dem Anbau beschäftigt. Wir konzentrieren uns auf Ringelblumen, weil das gute Qualität bringt.“
Polican war in kommunistischer Zeit bekannt für seine Waffenfabrik, die seit Jahren stillsteht; die Arbeitslosigkeit ist hoch, daher ist Kräuterbauer auch im Nebenerwerb eine gute Einnahmequelle. Etwa 500 Bauern hat die Firma aus Niederösterreich in Albanien unter Vertrag; sie leistet damit auch einen Beitrag für eine ländliche Entwicklung im Land der Skipetaren, die es Bauern ermöglicht, ihrer Scholle treu zu bleiben.