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Reportage zu Albanien und Österreich

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Berichte Albanien
In Albanien ist gestern das Parlament neu gewählt worden; Gewonnen haben dürfte … Durch die Wahl ist jedenfalls ein Land wieder etwas stärker von sich reden gemacht, das zu den Ländern zählt, in denen Österreich auf verschiedenartige Weise stark präsent ist. So ist die größte Bank des Landes in österreichischer Hand, doch es gibt auch kleinere Firmen, die im Land der Skipetaren aktiv sind. Einen wirklichen Schwerpunkt bildet aber die Hilfe Österreichs bei der Entwicklung Albaniens, von der Facharbeiterausbildung über die Unterstützung der Justizreform bis hin zu Fachschulen, die Österreich betreibt sowie materiell unterstützt; einen Überblick über die österreichischen Aktivitäten gibt nun unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz, der derzeit in Albanien ist:

Die Landwirtschaft zählt zu großen Potentialen in Albanien, die leider seit Jahren viel zu wenig entwickelt werden. Genutzt wird sie von einer österreichischen Firma, die Kräutertees herstellt. Auf einem Feld in der Nähe der Stadt Pogradec, 130 Kilometer südöstlich von Tirana, pflücken Frauen Kornblumen. Sind ihre Säcke voll, werden sie neben dem Feld gewogen, auf eine Decke geleert und die Arbeit geht weiter. Albanien hat abgelegene Gebiete, die für biologischen Anbau gut geeignet sind, und willige und billige Arbeitskräfte. Bis zu 300 Euro verdienen die Frauen im Monat. Eine von ihnen ist Daniela, Mutter einer 14-jährien Tochter. Danielas Mann hat eine Waschanlage für Autos in Pogradec. Mit Arbeit und Lohn ist Daniela zufrieden:

“Unser Lohn ist recht gut; wir sind zufrieden und uns geht es gut. Wir arbeiten jeden Tag; am Sonntag haben wir frei.“

Für österreichische Verhältnisse ist der Lohn gering; doch in Albanien sieht die Lage ganz anders aus.

Landwirtschaft ist ohne gute Wasserversorgung unmöglich; doch Wasser zählt zu den großen Problemen in Albanien. Um den Ist-Zustand zu erheben sind, zwei Experten der Österreichischen Entwicklungsagentur derzeit landauf-landab in Albanien unterwegs; binnen 11 Monaten werden sie alle 1730 Dörfer besuchen. Dazu zählt ein Wasserreservoir im Dorf Cerrave bei Pogradec; die Leitungen des Reservoirs sind stark verschmutzt, die Anlage ist etwa 40 Jahre alt; seit Jahrzehnten wurde nicht in die Instandhaltung investiert. Cerrave hat nur wenige Stunden Wasser pro Tag, manche Teile des Dorfes sogar nur für eine Stunde, weil der Ort Probleme hat, den Strom für die Pumpstation zu bezahlen. Hohe Leitungsverluste und mangelnde Zahlungsmoral tragen dazu bei, erläutert Ingenieur Axel Gibelhauser, der mit einer albanischen Kollegin die Erhebungen durchführt:

"Das nicht bezahlte Wasser besteht zum Teil eben aus Wasser, das versickert und aus Wasser, das nicht verrechnet oder nicht bezahlt oder illegal abgezweigt wird, das ist eine größere Bandbreite."

Zu den Schwerpunkten der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit zählen auch die Ausbildung von Facharbeitern, vom Schweißer bis zur Gastronomie sowie die Justizreform; Ziel sei es, die Verfahrensdauer zu verkürzen, betont in Tirana der Leiter der Österreichischen Entwicklungsagentur in Albanien, Heinz Habentheuer:

"Da gibt es so viele Verfahren, die machen überhaupt keinen Sinn; es wird ein Verfahren zum Beispiel anberaumt, obwohl der Richter eigentlich schon wissen müsste, dass weder der Zeuge da ist, oder der Zeuge seinen Ausweis nicht mitbringt, oder der Staatsanwalt nicht da ist, sehr oft sind es diese Abwesenheiten vom System.“



Das Flaggschiff der österreichischen Hilfe steht aber in der Stadt Shkodra in Nordalbanien. Seit 10 Jahren gibt es hier eine Grundschule und eine HTL für Informationstechnologie. Ziel ist es, jungen Albanern eine gute technische Ausbildung zu ermöglichen; Systemsteuerung, Webdesign, und Robotik werden hier ebenfalls unterrichtet; heuer haben 50 Schüler maturiert, die meisten von ihnen werden im Ausland studieren; albanische Universitäten haben schlechtere Standards und eine guten Fachausbildung ist in Albanien weniger angesehen als eine Allgemeinbildung, obwohl der Facharbeitermangel groß ist. Doch auch die beste Entwicklungshilfe kann Reformen nicht ersetzen, die ein Land selbst durchführen muss.
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