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Österreich in Albanien – Vom Geburtshelfer zum Entwicklungshelfer

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Berichte Albanien
Das kleine Balkan-Land-Albanien feiert heute den hundertsten Geburtstag seiner Staatsgründung. Pate stand 1912 die Habsburger Monarchie, die durch ein unabhängiges Albanien Serbien den Zugang zur Adria verwehren wollte. Aus dem Geburtshelfer von einst wurde nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur vor mehr als 20 Jahren auch ein bedeutender Entwicklungshelfer. Mit etwa 100 Millionen Euro hat die Republik Österreich die Modernisierung von Albanien durch technische Hilfe und durch sehr günstige Kredite unterstütz. Hinzu kommen noch viele private Initiativen, wobei insgesamt der Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit in Nordalbanien liegt. Unsere Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat sich die Hilfsprojekte angeschaut und aus Tirana den folgenden Bericht über Österreichs Beitrag zur Modernisierung Albaniens gestaltet:

Shkodra ist mit einhunderttausend Einwohnern das Zentrum Nordalbaniens. An einem wunderschönen See gelegen ist Wasser in vielfacher Hinsicht ein wichtiges Thema. So wird mit österreichischer Hilfe derzeit eine der wenigen Kläranlagen gebaut, um den See und seine enorme Artenvielfalt zu schützen. Dass die Stadt überhaupt rund um die Uhr mit Trinkwasser versorgt wird, liegt daran, dass Österreich nicht nur das Leitungsnetz erneuert, sondern auch Brunnenfelder modernisiert und Wasserreservoirs gebaut hat. In der Stadt selbst hatte Wasser bisher nur einen unklaren Wert, weil der Verbrauch nur ungefähr geschätzt und ungenau abgerechnet wurde. Das wird nun anders, weil wiederum mit österreichischer Hilfe mehr als 15.000 Wasserzähler installiert werden. Dabei gilt es auch Probleme der Mentalität zu überwinden, erzählt Lucia Wolfgang, die in Shkodra in der Bauaufsicht tätig ist:

"Es ist in Albanien generell eher schlecht die Zahlungsmoral; es gab auch eine Bewusstseinsbildungskampagne, dass Wasser einen Wert hat, dass es an und für sich nicht teuer ist im Vergleich zu Lebensmitteln. Aber es gibt schon Probleme bei der Installierung der Wasserzähler, dass die Leute das einfach nicht erlauben, weil sie Angst haben, dass sie dann mehr für das Wasser zahlen müssen."

Wenn gar nichts hilft, greift die Stadtverwaltung zum Mittel der Strafzahlung, um die Installierung durchzusetzen. In Shkodra wurde in der Zeit von Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer auch eine HTL gegründet; Deutsch ist neben Albanisch Unterrichtssprache, 25 Lehrer aus Österreich unterrichten an der Schule. Die weiteren Schwerpunkte auf dem Gebiet der Bildung erläutert in Tirana Astrid Wein, die die Entwicklungszusammenarbeit beider Länder koordiniert:

"Da hat Österreich geholfen, die Lehrpläne zu modernisieren, Lehrer auszubilden, aber es wurden auch neue Schulzweige errichtet. Die ersten Tourismusschulen sind von Österreich initiiert und auch gebaut worden."

Besonders aktiv ist in Albanien seit 20 Jahren das Bundesland Vorarlberg. Erneuert wurde ein Bezirks-Krankenhaus und 150 LKWs brachten 18.000 Schulgarnituren ins Land; das waren vor allem Schulmöbel, die in Vorarlberg und Österreich nicht mehr verwendet wurden, aber in ausgezeichnetem Zustand waren. In ländlichen Gegenden wird auch die Renovierung von Schulen fortgesetzt; dazu sagt Gerhard Hagen, Koordinator der Albanien-Hilfe des Landes Vorarlberg:

„Wir sprechen da von Projekten in der Größenordnung von etwa 40.000 Euro; bei uns kann man da nicht einmal einen Aushub machen, in Albanien kann man damit durchaus eine kleine Schule renovieren."

Besonders aktiv ist in dem Balkan-Land noch der private Verein Albania-Austria, der Steirerin Marianne Graf. Brunnen wurden gegraben, Hängebrücken und Ambulanzen gebaut sowie mehr als 30.000 Bäume gepflanzt, um die starke Erosion zu bekämpfen. Gekauft wurden die Bäume bei Baumschulen vor Ort, mitgepflanzt haben auch Schulen, um den Umweltgedanken zu fördern.

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