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Die Fotothek Marubi in Shkodra

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Die nordalbanische Stadt Shkodra beherbergt - weitgehend unbekannt – einen fotografischen Schatz erster Ordnung. Denn in der Fotothek Marubi werden etwa 500.000 Negative und Fotos albanischer Filmpioniere aufbewahrt, die die Zeit von 1850 bis 1950 in Albanien und am Balkan dokumentieren. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat die Fotothek Marubi besucht und den folgenden Bericht über eine weitgehend unbekannte Geschichte der frühen Fotografie gestaltet:

Im Zentrum von Shkodra führt der Weg über einen Hinterhof in ein unscheinbares Gebäude, das die kleine Fotothek Marubi beherbergt. Benannt ist sie nach den drei bedeutendsten albanischen Filmpionieren Pjeter, Kel und Gege Marubi. Ihr Nachlass umfasst 150.000 Negative, vor allem auf Glasplatten, die das gesamte Leben Albaniens – von der Politik bis zum Bauern und Arbeiter – dokumentieren. Pjeter Marubi schoss 1858 überhaupt das erste Foto, das je in Albanien gemacht wurde. Zwei Jahre zuvor war der als Pietro Marubi geborene Italiener nach Shkodra gekommen, weil er als Anhänger von Giuseppe Garibaldi vor den Österreichern aus Italien fliehen musste. Seinen weiteren Lebensweg beschreibt die Direktorin der Fotothek, Sebeha Osmani:

„Von Beginn an integrierte er sich gut in Shkodra. Er lernte sehr schnell albanisch und eröffnete als Amateur eine kleines Fotostudio. Er war Maler, Bildhauer und Fotograf und hat die die künstlerische Fotografie sehr gepflegt. In der Geschichte der Stadt ist er auch bekannt als jene Person, die die orthodoxe Kirche dekortierte. Die Bilder dort sind sein Werk.“

Sebeha Osmani arbeitet seit 38 Jahren in der Fotothek; daher diente sie auch noch unter Gege Marubi, bis zu seinem Tod im Jahre 1984 als letztes Mitglied der Fotopioniere die Fotothek leitete. Unter den Kommunisten waren private Fotostudios verboten, daher widmete sich Gege Marubi vor allem der Aufarbeitung des Archives, das insgesamt 500.000 Negative umfasst. Denn auch andere Albaner folgten dem Beispiel der Marubis, wurden Fotografen und vermachten ihren Nachlass der Fotothek. Im Gang ist nun die Digitalisierung; das ist ein langwieriger Prozess, weil die Fotothek nur wenige Mitarbeiter hat, die sich dieser Aufgabe widmen können.

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