× Logo Mobil

Gedenkkundgebung in Tirana

Radio
FJ 7
Berichte Albanien
In Albanien findet heute eine Gedenkkundgebung der sozialistischen Opposition für die erschossenen Demonstranten statt. Genau vor einer Woche kam es in Tirana bei einer Kundgebung gegen die konservative Regierung zu Ausschreitungen und Angriffen auf die Polizei. Als Demonstranten versuchten das Regierungsgebäude zu stürmen erschossen die Republiksgarde drei Demonstranten. Die politische Lage in Albanien ist auch eine Woche später noch sehr gespannt, berichtet aus Tirana unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Mit Blumen und in Stille will sich die Opposition gegen Mittag beim Skenderbeg-Platz in Tirana versammeln und dann zum Regierungsgebäude marschieren, wo vor einer Woche die Republiksgarde drei Demonstranten erschossen hat. Angeführt wird der Zug von Edi Rama, dem Bürgermeister von Tirana, der auch Vorsitzender der Sozialistischen Partei ist. Zum Ziel des Trauerzuges sagt Edi Rama:

"Wir wollen den drei Opfern unsere Ehre erweisen; und natürlich wollen wir unseren Willen bekräftigen, weiter friedlich Widerstand zu leisten. Wir sind keine Bewegung, die über die Straße zur Macht kommen will. Wir sind eine mit den Menschen vereinigte Opposition, die eine Macht stoppen will, die Albanien in das Regime einer Banen-Republik verwandeln will."

Rama behauptet, in der Vorwoche seien friedliche Demonstranten von der Polizei provoziert worden und das habe zur gewalttätigen Überreaktion geführt. Dem widersprechen Fakten und Bilder; dazu gehört die Zahl von etwa 150 Verletzten, darunter viele Polizisten, das Bewerfen der Polizei mit Pflastersteinen und der versuchte Sturm auf das Regierungsgebäude, in dem sich der konservative Ministerpräsident Sali Berisha aufhielt. All das ist natürlich keine Rechtfertigung für drei tote Demonstranten und für Berishas überzogene Behauptung, Rama habe einen Putsch versucht. Die internationale Gemeinschaften, darunter USA und EU haben daher Berisha und Rama zur Mäßigung und zum politischen Dialog im Parlament aufgerufen, das Ramas Sozialisten monatelang boykottierten. Rama will eine internationale Vermittlung; dazu war der Balkan-Beauftragte der EU, Miroslav Lajcak, bisher nicht bereit. In Tirana machte er den Kontrahenten klar, dass der erste Schritt zur Entspannung aus Albanien kommen müsse. Wie der aussehen soll ist offen, weil die Fronten derart verhärtet sind und Rama vorgezogene Parlamentswahlen erzwingen will. Anfang Mai sollen Lokalwahlen stattfinden und bis dahin stehen Albanien wohl noch politisch gespannte Monate bevor.

Facebook Facebook