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Energiekrise in Albanien

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Berichte Albanien
In Albanien sitzen die drei Millionen Einwohner seit Tagen wieder ein Mal stundenlang im Dunkeln. Grund dafür ist die grassierende Energiekrise, die Stromabschaltungen von bis zu 20 Stunden erforderlich macht. Betroffen davon ist sogar die Hauptstadt Tirana, die pro Tag zwischen 5 und 7 Stunden ohne Strom ist. Auch Spitäler und Großbäckereien müssen bis zu fünf Stunden pro Tag ohne Strom auskommen. Von der Krise massiv betroffen ist auch die Wirtschaft. Die Nationalbank hat bereits gewarnt, dass Albanien das für 2006 angepeilte Wirtschaftswachstum von sechs Prozent verfehlen könnte, sollte die Energieversorgung nicht rasch sichergestellt werden können. Aus Tirana berichtet über die Energiekrise unser Balkankorrespondent Christian Wehrschütz:

Hotels, Banken, die wenigen florierenden Betriebe Albaniens sowie vor allem vom Ausland unterstützte Schulen und Krankenhäuser sind die wenigen Institutionen, die der Energiekrise bisher trotzen konnten. Sie haben Generatoren, die mit Öl oder Gas betrieben werden oder gewährleisten etwa den Informatikunterricht durch Batterien, die den Strom für Computer erzeugen. Doch das sind die Ausnahmen. Die große Masse der Albaner leidet unter der Krise, die auch die Wasserversorgung vieler Wohnungen stark beeinträchtigt. Gründe für die Stromengpässe gibt es viele. Zu den natürlichen zählt die monatelange Trockenheit. Der Wasserspiegel in den Stausseen ist derart gering, dass ohne massive Sparmaßnahmen die Turbinen überhaupt nicht mehr arbeiten könnten. Doch die meisten Gründe sind hausgemacht. So dauerte es drei Monate bis nach der Parlamentswahl Anfang Juli der Machtwechsel von Sozialisten zu Konservativen vollzogen werden konnte. In dieser Zeit des Interregnums fühlte sich offensichtlich niemand zuständig, Verträge über Stromimporte abzuschließen. Das soll nun nachgeholt werden. So hofft die Regierung mit der Ukraine rasch handelseins werden zu können. 80 Millionen Euro will die albanische Elektrizitätsgesellschaft bereitstellen, um das Land über den Winter zu bringen; doch zwei Ausschreibungen scheiterten bereits an zu hohen Preisvorstellungen potentieller Lieferanten. Hinzu kommt, dass in Albanien die oft veralteten Wasserkraftwerke den wachsenden Bedarf einfach nicht decken können. Doch für Neubauten fehlte bisher das Geld. Nach Angaben des Energieministeriums benötigt Albanien zehn neue Kraftwerke, die insgesamt 1,5 Milliarden Euro kosten würden. Das Geld fehlt auch deshalb, weil die Zahlungsmoral der Kunden schlecht, und illegales Anzapfen von Leitungen weit verbreitet ist. Einen mittelfristigen Ausweg böte der Bau eines kalorischen Kraftwerks in der Bucht von Vlora. Das Projekt ist geplant, und die Weltbank ist bereit, einen Kredit von 130 Millionen Euro zu gewähren. Doch Umweltschützer sind dagegen, und auch die nunmehrigen Regierungsparteien lehnten den Bau im Wahlkampf ab. Eine Überbrückungslösung muss jedenfalls sehr schnell gefunden werden; die Nationalbank warnt bereits, dass die Krise das geplante Wirtschaftswachstum von sechs Prozent für das Jahr 2006 gefährden könnte. So hat etwa eine Textilfirma in Korca, im Südosten Albaniens, ihre Arbeit bereits eingestellt; 350 Mitarbeiter sind betroffen; Korca ist pro Tag bis zu 13 Stunden ohne Strom.

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