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Noch immer kein Wahlergebnis in Albanien

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J 18
Berichte Albanien
In Albanien gibt es einen Tag nach dem Ende der Parlamentswahl noch immer kein vorläufiges Ergebnis. Trotzdem haben sich der sozialistische Ministerpräsident Fatos Nano und der Führer der oppositionellen Demokratischen Partei, Sali Berisha zum Wahlsieger erklärt. Überwacht haben die Wahl 400 Beobachter der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Nach Einschätzung der OSZE hat die Parlamentswahl in Albanien nur zum Teil demokratischen Standards entsprochen. Aus Tirana berichtet Christian Wehrschütz

Wie schleppend die Auswertung der Parlamentswahl in Albanien vor sich geht, zeigt der Umstand, dass bisher nur etwa 20 Prozent der abgegeben Stimmen ausgezählt sind. Das genügt in Westeuropa natürlich für aussagekräftige Hochrechnungen. Doch dafür fehlen in Albanien fast alle technischen Voraussetzungen; daher lässt sich nach wie vor nicht mehr sagen als dass wohl ein knappes Ergebnis zwischen regierenden Sozialisten und oppositioneller Demokratischer Partei zu erwarten ist. Wann ein Resultat vorliegen wird ist offen; denn in einigen der einhundert Wahlzentren wurde die Auszählung der Stimmen heute sogar unterbrochen, obwohl ein Ergebnis nach dem Wahlgesetz bis 17 Uhr hätte vorliegen sollen. Erschwert wird jede Prognose durch das komplizierte Wahlsystem, mit dem die 140 Mandate des Parlaments bestimmt werden. 100 Abgeordnete werden in Einer-Wahlkreisen gewählt, 40 über Parteilisten; der Wähler hat somit zwei Stimmen. Doch durch Koalitionen und Stimmensplitting kann das Verhältniswahlrecht auf legale Weise derart manipuliert werden, dass kleinere Parteien weit weniger Mandate als Stimmen bekommen. Das hat die OSZE stets kritisiert. Sie forderte daher heute neuerlich eine Wahlrechtsreform und betonte, dass die Parlamentswahl in Albanien nur zum Teil demokratischen Standards entsprochen habe. Positiv hob die OSZE hervor, dass der Wahltag ruhig verlaufen und bisher keine größeren Unregelmäßigkeiten festzustellen gewesen seinen. Von wirklich erfolgreichen Wahlen wird man jedoch erst sprechen können, wenn ein Ergebnis feststeht und auch von allen großen Parteien akzeptiert ist; erst dann wird die Gefahr von Ausschreitungen gebannt sein, die Wahlen in Albanien wiederholt gekennzeichnet haben.

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