× Logo Mobil

RZB steigt in Albanien ein

Radio
MiJ
Berichte Albanien
In Albanien hat die österreichische RZB, die Raiffeisen Zentralbank, gestern abend ihren bisher größten Coup in Südosteuropa fixiert. Der stellvetretende RZB-General-direktor Herbert Stepic und Ministerpräsident Fatos Nano unterzeichneten einen Vertrag mit dem die Übernahme der „Banka e Kursimeve“, der albanischen Spar-kasse, besiegelt wurde. Der Kaufpreis betrug 126 Millionen US-Dollar. Die Übernahme der Sparkasse ist auch die bisher größte Privatisierung in Albanien. Die Bank ist profitabel, hat einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent, 92 Filialen und mehr als 900 Mitarbeiter. Die RZB ist mit dieser Übernahme auch der erste große ausländische Investor aus Österreich, der nach Albanien gegangen ist. Warum die RZB diesen Schritt gesetzt hat, darüber hat in Tirana unser Korrespondent Christian Wehrschütz mit Herbert Stepic gesprochen. Hier sein Bericht:

Albanien ist ein Land, dass man bisher nicht mit Raiffeisen, sondern mit Schatten-wirtschaft, Organisierter Kriminalität, Rückständigkeit und schlechter Infrastruktur assoziiert hat. So ist von dem 18.000 Kilomter langen Straßennetz nur ein Drittel asphaltiert. Ebenso schlecht sind auch die Stromversorgung und die Zahlungsmoral. Nur 40 Prozent aller Stromrechnungen werden bezahlt und tägliche Stromabschal-tungen sind gang und gebe. Warum die RZB, die Raiffeisen Zentralbank, trotzdem nach Albanien gegangen ist, erläutert deren stellvertretender Generaldirektor Herbert Stepic so:

„Erstens ist Albanien eigentlich der letzte weiße Fleck auf unserer Südosteuropa-Landkarte gewesen, zweitens ist Albanien ein sehr interessantes Land, weil es sehr wenige Auslandsbanken gibt und der Bankenapparat überhaupt kaum entwickelt ist, und drittens haben wir die größte Bank des Landes erworben und das ist natürlich eine einmalige Chance, die man nutzen mußte.“

Doch die albanische Sparkasse hat bisher nur die Einlagen ihrer 300.000 Kunden verwaltet. Kreditgeschäft und Kundenbetreuung nach westlich Niveau sind kaum vorhanden. Daher wir die RZB noch in diesem Jahr einige hundert albanische Mitarbeiter schulen. Den Zustand des Bankewesens beschreibt Stepic so:

„Es gibt keinen bargeldlosen Zahlungsverkehr, man kann keinen automatischen Zahlungsverkehr durchführen bis dato und dann fünf Minuten später seinen Kontoauszug ausdrucken, dass man weiß, was man drauf hat.“

Mit einem umfassenden Angebot für Privatkunden und für Klein- und Mittelbetriebe will die RZB daher in Albanien neue Maßstäbe setzen. Das gilt auch für die Ausstattung der Filialen, die auch für die albanische Lebenswirklichkeit gerüstet sind. Herbert Stepic:

„Wir haben de facto jed der Filialen mit eigenen Generatoren ausgestattet, mit Backup-Funktionen falls diese ausfallen, wir haben auch eigene Wassertanks auf unseren Filialen, weil auch das Wasser sehr oft ausfällt in diesem Land, das heißt, wir sind autark ausgestattet.“

Trotz dieser Voraussetzung ist Albanien für die RZB attraktiv. Zu ihren Aufgaben wird es zählen, gewinnbringend die Schattenwirtschaft zu bekämpfen, die die größte in Europa ist. Dazu sagt Herbert Stepic:

„Die Schätzung ist, dass die Schattenwirtschaft bei 50 und sogar über 50 Prozent liegt. Zum zweiten ist es ein reines Bargeldland. Es gibt Schätzungen, dass die Geldmengen ineiner Größenordnung von 1,5 Milliarden Euro unter den Matrazzen liegen. Wieviel es wirklich ist, kann ich nicht sagen, weil bedauerlicherweise Albanien auch ein Transitland für die Geldwäche ist. Das ist auch ein wesentlicher Punkt für die Regierung, um durch eine Bank unseren Standings Sitten und Gebräuche zu ändern, und das Geld von der Schattenwirtschaft in die echte Wirtschaft zurück zu führen.“

Ein weiterer Kundenkreis für die RZB sind die Millionen albanishen Gastarbeiter etwa in Griechenland und Italien, die enorme Beträge an ihre Verwandten nach Albanien überweisen. Diesen Markt beschreibt Herbert Stepic so:

„Bei einem Bruttoinlandsprodukt von rund 4,5 Milliarden US-Dollar sprechen wir von ausländischen Zahlungen von Exil-Albanern von einer Größenordnung von 1 bis 1,5 Milliarden US-Dollar. Sie sehen daraus, dass es sich um einen ganz extrem wichtigen Markt handelt.Wir werden darauf reagieren, wir werden sehr sehr rasch Niederlassungen in Griechenland errichten, um diese Gelder zu kanalisieren, was bis dato nicht der Fall ist.“

Facebook Facebook