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Albaniens Kampf gegen das Organisierte Verbrechen

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Berichte Albanien
1, 5 Tonnen Marihuana hat die italienische Polizei jüngst auf ein Mal bei Brindizi be-schlagnahmt. Gefunden wurde das Rauschgift auf einem Schnellboot, das von Albanien kam. Albanien ist eine entscheidende Drehscheibe des Rauschgifthandels über die Balkan-Route nach Europa, denn Zoll und Polizei sind schlecht bezahlt, mangelhaft ausgerüstet und ausgebildet. Diese Defizite zu verringern, bemüht sich seit mehreren Jahren eine europäische Polizeimission. Sie ist in Tirana stationiert und besteht aus zwölf Polizisten, die die albanischen Sicherheitskräfte beraten und bei der Ausbildung unter-stützen. Unser Balkankorrespondent Christian Wehrschütz hat in Tirana mit dem Chef der EU-Polizeimission gesprochen, Polizisten ins albanisch-kosovarische Grenzgebiet begleitet und folgenden Bericht gestaltet:

Im Grenzgebiet zwischen Albanien und dem Kosovo sind auch nach vier Jahren die Folgen des Kosovo-Krieges noch immer sichtbar. Serbische Truppen haben auch auf albanischem Gebiet Minen verlegt. 27 Zivilisten starben seit Kriegsende, obwohl bereits mehr als 4.000 Minen geräumt wurden. Geräumt wird auch, um das Grenzgebiet besser überwachen zu können. Doch Schmuggler kommen nicht nur über die grüne Grenze. Denn im Gegensatz zum UNO-Grenzposten auf kosovarischer Seite ist der albanischen Grenzposten weit schlechter ausgerüstet. Verbindung zu anderen Posten ist nur via Funk möglich, Stromversorgung und drastische Spannungsschwankungen bereiten Probleme und der Posten hat nur einen einzigen Computer, der zur Fahndungsabfrage dient. Spär-lich ist auch die Ausstattung der Polizei, sagt Klaus Schmidt, der Leiter der EU-Polizei-mission in Tirana:

Klaus Schmidt: Computer

Telefonüberwachung und Rasterfahndung sind in Albanien praktisch unbekannt, doch auch die übrige technische Ausstattung lässt sehr zu Wünschen übrig, wie Schmidt am Beispiel von Nachtsichtgeräten erläutert:

Klaus Schmidt: Nachtsichtgeräte

Den Großteil dieser Defizite wollen EU, USA und internationale Organisationen in den kommenden Jahren beseitigen. Neben Schulungen der mittleren und oberen Polizei-führung wird auch in den Grenzdienst investiert, der bis 2006 aufgebaut sein soll. Doch technische Aufrüstung allein ist zu wenig. Klaus Schmidt:

Klaus Schmidt: Menschen statt Zäune

Zu diesen Schwierigkeiten zählen die triste wirtschaftliche und soziale Lage, die Korruption begünstigen. Vergangenes Jahr erhielt in dem Zusammenhang jeder 10 albanische Polizist ein Disziplinarstrafe. Dazu sagt der Leiter der EU-Polizeimission:

Klaus Schmidt: Gehälter und Korruption

Angesichts dieser Umstände ist es kein Wunder, dass bis zu 70 Prozent des Heroin über Albanien nach Westeuropa geschmuggelt werden. Aufschlussreich ist dabei auch ein Blick in die Statistik. Nach albanischen Angaben wurden 2002 fast 14 Tonnen Haschisch aber nur 80 Kilogramm Heroin sichergestellt. Im gleichen Zeitraum beschlagnahmte die italienische Polizei 1600 Kilogramm Heroin, das aus Albanien stammten. Dazu sagt Klaus Schmidt:

Klaus Schmidt: Aufgriffe

Erschwert wird der Kampf gegen die Organisierte Kriminalität noch durch deren Klan-struktur, durch das schwierige Gelände und die Kleinräumigkeit des Landes, die sich auch auf den Zeugenschutz auswirkt:

Klaus Schmidt: Zeugenschutz

Für den Leiter der EU-Polizeimission, Klaus Schmidt, ist es daher zweifelhaft, ob der Kampf gegen die Organisierte Kriminalität in Albanien überhaupt gewonnen werden kann.
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