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Maturafeier an der HTL in Shkodra

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Berichte Albanien
Der Norden Albaniens zählt zu den Entwicklungsschwerpunkten Österreichs am Balkan. Das zeigt sich nicht nur an der massiven wirtschaftlichen Präsenz, sondern an einer HTL, die seit sieben Jahren in der Stadt Shkodra besteht und zum großen Teil vom Unterrichtsministerium in Wien finanziert wird. Die Unterrichtssprache ist vorwiegend Deutsch. Der erste Jahrgang hat nun diese HTL abgeschlossen. Insgesamt 36 junge Albanerinnen und Albaner bekamen gleich zwei Maturazeugnisse, ein albanisches und ein österreichisches, das auch zu einem Studium in der EU berechtigt, dass sich viele Absolventen allerdings nur schwer leisten können.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Nordalbanien

Insert1: Christian Ndou, Maturant der HTL

Insert2: Gerlinde Tagini, Schuldirektorin

Gesamtlänge: 2’32

Mit Hunderttausend Einwohnern ist Shkodra das Zentrum Nordalbaniens. Am Skutarisee im Grenzgebiet zu Montenegro gelegen verfügt die Stadt über die modernste Berufsschule Albaniens - die österreichische HTL für Informationstechnologie. 25 österreichische und 8 albanische Lehrer unterrichten derzeit 260 Schüler. Neben Informatik, Elektrotechnik und Softwareentwicklung liegt ein Schwerpunkt auf Deutsch, das die dominierende Unterrichtssprache ist.

Nach sechs harten Jahren kam nun für die ersten 36 Absolventen der große Augenblick. Von den Unterrichtsministern aus Österreich und aus Albanien wurden ihnen die Maturazeugnisse überreicht. Dazu zählt Kristian Ndou. Die HTL besuchte er, weil er sich für Computer interessiert und Deutsch lernen wollte. Der 20jährige hat vier jüngere Geschwister; seine Mutter sorgt für das Haus, der Vater arbeitet bei der katholischen Kirche. Ein Studium im Ausland ist zu teuer; daher blieb nur die Hauptstadt Tirana. Dort wird Kristian Informatik studieren und halbtags bei einer Firma arbeiten. Sein Monatslohn beträgt 250 Euro netto:

„Ein Haus kostet so etwa 100 Euro ohne Strom und Wasser; und dann das Essen und alles, was viel teurer als in Shkodra ist. Das wird am Anfang schwer, das alles zu organisieren. Vielleicht werde ich planen, am Anfang in einem Internat zu leben, bis ich vielleicht eine andere Nebenarbeit finde oder diese Arbeit Vollzeit kriege.“

Die Arbeitslosigkeit ist hoch in Albanien; umso wichtiger ist eine gute Ausbildung; sie bietet die HTL. 800 Euro beträgt das Schulgeld pro Jahr; ein Drittel der Schüler bekommt ein Stipendium. Der Start war nicht einfach, weil in Albanien ein Abschluss an einer schlechten Universität oft mehr zählt als eine gediegene Berufsausbildung:

„Wir gelten mittlerweile als das Herzeige-Modell im berufsbildenden Schulwesen, weil man eben gesehen hat, die Schüler können sehr viel; also dieses Bild hat sich geändert. Das wird auch anerkannt von der Bevölkerung, dass eigentlich auch eine berufsbildende Ausbildung viel bringt.“

Das wissen auch die Maturanten, die für albanische Verhältnisse nun einer eher gesicherten Zukunft entgegensehen können.

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