In Kroatien, dem liebsten Urlaubsland der Österreicher, sind jüngst die Fälle von Corona-Infektion wieder gestiegen. Doch betroffen sind bisher vor allem die Hauptstadt Zagreb und der Osten des Landes aber kaum Fremdenverkehrsorte. Trotzdem leidet natürlich der Fremdenverkehr massiv unter der Krise; erwartet werden für heuer nur 30 Prozent der Einnahmen des Vorjahres. Doch es bestehen enorme regionale Unterschiede; Die Region der Halbinsel Istrien bis hinunter zur Stadt Zadar sind noch mit dem Auto erreichbar; diese Gebiete haben eine viel bessere Auslastung als Dalmatien und insbesondere die Hafenstadt Dubrovnik. Dort waren bisher Briten und Amerikaner die beiden größten Urlauber-Gruppe. Sie sind bisher fast völlig ausgeblieben, und die Hafenstadt ist derzeit so leer wie schon viele Jahre nicht mehr:
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien
Insert1: Ana Hrnic, Direktorin der Tourismusorganisation in Dubrovnik
Insert2: Mato Frankovic, Bürgermeister von Dubrovnik,
Insert3: Mato Frankovic, Bürgermeister von Dubrovnik,
Insert4: Hrvoje Kulusic, Hafen Dubrovnik
Insert5: Bruno Alexander Gantenbrink, deutscher Investor in Kroatien
Insert6: Bruno Alexander Gantenbrink, deutscher Investor in Kroatien
Insert7: Zdenko Bogovic, Partner des deutschen Investors
Gesamtlänge:
Die Hafenstadt Dubrovnik am Südzipfel Kroatiens verdient zweifellos den schmückenden Beinamen „Perle der Adria“. Die wunderschöne Stadt diente auch als Kulisse für die Serie „Game of Thrones“ und für eine Episode von „Krieg der Sterne“. Doch derzeit zählt die Stadt nur etwas mehr als 2000 Nächtigungen pro Tag; im Vorjahr waren es 25000 und etwa vier Prozent aller Nächtigungen in Kroatien entfielen auf Dubrovnik. Mehr als 80 Prozent der Gäste kommen mit dem Flugzeug:
Ana Hrnic,
Direktorin der Tourismusorganisation in Dubrovnik
3'23 - Flugverkehr und GB - 4'02
"Wenn die epidemiologische Lage gut ist, hoffen wir, dass wir bald zwischen 30 und 40 Flugverbindungen haben; das würde uns viel helfen. Worauf wir alle warten ist die britische Entscheidung, ob die Quarantäne gegenüber Kroatien aufgehoben wird. Dann könnten wir wieder Flüge mit unserem Markt Nummer eins aufnehmen. Diese Entscheidung sollte Mitte Juli fallen."
Zweitwichtigste Gruppe waren Amerikaner, doch die direkte Flugverbindung in die USA wurde eingestellt. Die Zahl der Corona-Fälle ist in Dubrovnik derzeit minimal. Doch die Stadt erwartet nun mehr Gäste, und bereitet sich auch auf das Virus vor:
Mato Frankovic, Bürgermeister von Dubrovnik, 1’06 – 1’33
1'27 - Vorbereitung auf COVID-19 - 1'55
„Wegen der Zahl der zu erwartenden Gäste und der vorhandenen medizinischen Kapazitäten müssen wir diese Kapazitäten erweitern. Dazu haben wir zusätzliche Räumlichkeiten adaptiert, um für Gäste, sollten sie zufälligerweise infiziert werden, eine Unterbringung, eine angemessene Versorgung und damit medizinische Sicherheit gewährleisten zu können."
Völlig weggefallen ist der Konferenz-Tourismus. Mindestens 70 Prozent des städtischen Budgets hängen am Fremdenverkehr. Noch im Vorjahr zählte Dubrovnik zu den reichsten Städten Kroatiens, doch auch die Ausgaben sind beträchtlich:
12’11 - Budget der Stadt - 12'35
„Dubrovnik hat 42.000 Einwohner, doch 11 Monate pro Jahr haben wir mindestens 200.000 Einwohner angesichts der vielen Gäste. Daher muss man die Infrastruktur auf 200.000 und nicht auf 42.000 Personen ausrichten; das war in der Vergangenheit das größte Problem von Dubrovnik."
Massiv getroffen wurde auch der Hafen. Im Vorjahr kamen 800.000 Besucher mit Kreuzfahrtschiffen, bis jetzt kein einziger Gast. Allein dadurch büßte der Hafen etwa zwei Millionen Euro an Einnahmen ein, doch die Folgewirkungen sind noch weit größer:
Hrvoje Kulusic Hafen Dubrovnik
3'44 - Mitarbeiter und Betroffene - 4'17
"Unmittelbar mit dem Geschäft mit den Kreuzfahrtschiffen verbunden sind mehr als 1000 Menschen in Dubrovnik, die verschiedene Dienstleistungen anbieten - vom Fremdenführer bis hin zum Transport der Touristen und Hafenarbeitern. Der Einfluss der Pandemie auf die Region von Dubrovnik ist leider sehr bedeutsam."
Diese Folgen zeigen sich auch in Slawonien, der unterentwickeltsten Region Kroatiens, ganz im Osten des Landes. Die hohe Qualität ihrer Eichen-Wälder nutzt dieser deutsche Investor. Gemeinsam mit kroatischen Partnern produziert der Betrieb Weinfässer von 50 bis zu 10.000 Litern. Erzeugt wird vor allem für den kroatischen Markt. Doch viele Weingüter in Dalmatien und Istrien hängen vom Tourismus ab:
Bruno Alexander Gantenbrink 5’20 - Corona und Fass - 5'34
„Viele sind jetzt noch voll mit Wein bestückt, so dass die Fässer nicht leer sind; und jetzt ist die Frage, was passiert mit der nächsten Erne; denn wenn die wenig Umsatz haben, dann haben sie auch weniger Liquidität; das wird uns wahrscheinlich hart treffen, das ist aber noch nicht so ganz sicher."
Ein weiteres Problem ist die massive Landflucht, aber:
Bruno Alexander Gantenbrink 4'08 - Abwanderung und Gegenstrategie - 4'26
"Wir haben uns angewöhnt, die jungen Leute, die von der Schule und den Universitäten kommen, zu übernehmen, und diese dann selber auszubilden; und durch uns haben sie Deutschland in Slawonien. Also wir sind nicht diejenigen, die sie am geringsten bezahlen, schlecht behandeln, sondern ganz im Gegenteil; in dieser Sache sind wir einfach typisch deutsch, und daher gelingt uns das."
Zu der Unternehmensgruppe gehört auch ein Sägewerk. 95 Prozent der verarbeiteten slawonischen Eiche werden exportiert, vor allem in die EU.
11'50 - COVID19 - 12'17
"Wegen unserer Qualität sind wir weniger betroffen als andere. Denn Qualität hat hier einen sehr stabilen Markt. Bei uns gibt es einen Rückgang von 20 bis 30 Prozent; ich erwarte keinen großen Schock für die absehbare Zeit."
Nach wie vor unterentwickelt ist in Slawonien die holzverarbeitende Industrie, die hochwertige Fertigprodukte erzeugt. Die Entwicklung der Region wurde viele Jahre vernachlässigt; Kroatien setzte vorwiegend auf den Tourismus, eine Strategie, die nun wegen ihrer enormen Auslandsabhängigkeit in Corona-Zeiten ihre massive Krisenanfälligkeit zeigt.