Während in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Feuergefechte zwischen der Polizei und Demonstranten tobten und in der Westukraine Gegner des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowtisch Verwaltungsgebäude besetzten, blieb im industriellen Zentrum der Während in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Feuergefechte zwischen der Polizei und Demonstranten tobten und in der Westukraine Gegner des gestürzten Präsidenten Viktor Janukowtisch Verwaltungsgebäude besetzten, blieb im industriellen Zentrum der Ukraine, im Donbass-Gebiet trotz politischer Spannungen weitgehend ruhig. Doch natürlich gab es auch in der Stadt Donezk im Südosten Demonstrationen für und gegen Janukowtisch. Unser Korrespondent Christian Wehrschütz hat sie besucht und folgende Reportage über die Stimmung in Donezk, der viertgrößten Stadt der Ukraine, gestaltet:
„Faschisten auf den Majdan“ – rufen die Anhänger von Viktor Janukowitsch dem Häuflein von Ukrainern zu, die sich im Zentrum von Donezk versammelt haben, um der getöteten Demonstranten in Kiew zu gedenken. Einer der Anhänger der neuen Machthaber in Kiew kommentiert diese Parolen so:
"Hier ist man für Janukowitsch. Die Medien berichten sehr einseitig; die Menschen wissen einfach nicht, was warum geschieht. Sie leben mit Phrasen und Schlagworten, die sie selbst nicht verstehen. Sie wissen nur, was sie nach alten Büchern in der Schule gelernt haben."
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Einigermaßen objektive Medien gibt es auch in Kiew nicht, und zu den neuen Machthabern zählen auch Ultranationalisten mit antisemitischer Traditionslinie. Hinzu kommt, dass auch in Kiew und der Westukraine viele Stereotype über die sogenannten pro-russischen Anhänger von Viktor Janukowitsch verbreitet werden. Dazu sagt einer der Gegner der neuen Machthaber in Kiew:
"Die sagen, dass im Osten die Banditen, Idioten und Debilen sind, und sie sind allwissend. Man muss sagen, dass alle Menschen gut sind. Lasst uns die Probleme friedlich und gemeinsam lösen, doch sie bewerfen andere mit Dreck."
Von der Polizei getrennt, endeten Demonstration und Gegendemonstration friedlich. Massen bringen keine der beiden Parteien auf die Straße, doch dass die Masse der 950.000 Einwohner von Donezk den neuen Machthabern sehr reserviert gegenübersteht ist sicher. Der Bezirk von Donezk ist mit 4,5 Millionen Einwohnern der größte der Ukraine und sorgt für fast 20 Prozent der Exporte des Landes. Russland und die EU sind die wichtigsten Märkte des Bezirks, den der reichste Mann der Ukraine der Stahlmagnat Rinat Achmetow prägt. Der Sohn eines tatarischen Bergmannes hat viel für die Entwicklung der Stadt getan, die einen sauberen und reichen Eindruck macht. In Presseerklärungen rief Achmetow wiederholt zu einer friedlichen Lösung und zur Wahrung der Einheit der Ukraine auf. Daher dürfte Viktor Janukowtisch, der sich im Raum Donezk aufhalten soll, hier keine neue Machtbasis finden – wenn die neuen Machthaber in Kiew in ihrem Siegestaumel nicht überziehen und politisches Augenmaß bewahren, was derzeit noch nicht völlig gesichert ist.