In Belgrad versammelten sich am Samstag Milosevics letzte Getreue, um noch ein Mal gegen das Haager Tribunal zu demonstrieren. Doch die Zahl der Demonstranten war gering, obwohl das Tribunal in Serbien unbeliebt ist. Vor 11 Jahren kamen noch Hun In Belgrad versammelten sich am Samstag Milosevics letzte Getreue, um noch ein Mal gegen das Haager Tribunal zu demonstrieren. Doch die Zahl der Demonstranten war gering, obwohl das Tribunal in Serbien unbeliebt ist. Vor 11 Jahren kamen noch Hunderttausende Serben auf das Amselfeld in den Kosovo um Milosevic zu hören. Nun wirft ihm das Haager Tribunal vor an der Spitze eine Befehlskette gestanden zu haben, die mit den Kriegen in Kroatien, Bosnien und mit der Vertreibung der Albaner aus dem Kosovo Großserbien schaffen wollte. Chefanklägerin Karla Del Ponte glaubt beweisen zu können, daß Milosevic dabei auch vor Verbrechen gegen die Menschlichkeit, vor Völkermord und Verletzung des Kriegsvölkerrechts nicht zurückschreckte. Neben Zeugen könnten Milosevic auch Telefonate zum Verhängnis werden. Das kroatische Magazin Globus veröffentlichte jüngst Abhörprotokolle des kroatischen Geheimdienstes, der Milosevic jahrelang belauscht hatte. Zwar sind die veröffentlichten Gespräche harmlos, doch das Haager Tribunal könnte über brisantere Aufzeichnungen nicht nur aus kroatischen, sondern auch aus westlichen Quellen verfügen. Die 55-jährige Schweizer Chefanklägerin hat die Auslieferung von Milosevic beharrlich betrieben. Ihr erstes Treffen mit dem jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica im Jänner vergangenen Jahres endete daher fast mit einem Eklat. Kostunica war gegen die Auslieferung und Del Ponte verließ recht forsch den Präsidentenpalast.
Doch Milosevic sitzt nun bereits acht Monate in Den Haag, zu groß war der Druck des Westens auf Belgrad. Morgen beginnt nun der Prozeß und das Medieninteresse ist enorm. Alle großen und kleineren Fernsehsender berichten aus Den Haag. Auch viele Radiostationen und natürlich Zeitung sind vertreten. Für die 80 Plätze im Gerichtszahl gibt es nur beschränkten Zugang; so werden die meisten Journalisten den Prozeß auf dieser Leinwand im Kongreßzentrum verfolgen müssen, das dem Gebäude des Tribunals gegenüber liegt.